RE: Cubiculum | Norbana Orestilla
Ein Schauer lief mir über den Rücken, als seine Worte an mein Ohr drangen. Die Art, wie er mich hielt, wie er mich berührte, ließ mich Dinge spüren, die ich zuvor nicht einmal erahnt hatte. Mein Atem ging schneller, mein Körper fühlte sich zugleich schwer und leicht an, als hätte er jede Last abgelegt und würde doch von einer unsichtbaren Kraft angezogen.
Seine Lippen streiften meinen Nacken, seine Hände kannten keinen Zweifel. Sie fanden all die verborgenen Stellen, die mich erbeben ließen, seine Berührungen trieben mich in Höhen, die ich nie zuvor gekannt hatte. Ich war ein loderndes Feuer, das sich nicht mehr zügeln ließ. Mein Körper spannte sich, bäumte sich auf, während ein Schrei der Lust mir entfloh – ungefiltert, roh, überwältigend.
Dann, inmitten dieses Taumels, hörte ich seine Stimme, leise, bittend:
"O liebste Herrin, bitte erlaube mir: Darf ich denn auch entspannen?"
Seine Worte drangen nur langsam zu mir durch. Verwirrung flackerte in mir auf. Er wartete – wartete auf mein Zeichen. Er, der mich gerade über die Schwelle geführt hatte, hielt inne, weil er meine Zustimmung brauchte?
Mein Kopf drehte sich leicht, mein Blick suchte den seinen. Sein Körper bebte, sein Atem war heiß auf meiner Haut, und doch hielt er sich zurück.
Ich spürte, wie ein Lächeln meine Lippen umspielte – vage, berauscht, triumphierend.
"Ja …" hauchte ich schließlich, noch immer atemlos. "Ja, Nicander … entspanne dich."
Ein letztes Aufbäumen, ein Zittern, das durch meine Glieder fuhr, dann ließ ich mich zurücksinken, meine Brust hob und senkte sich schwer. Mein Körper fühlte sich warm und träge an, meine Glieder wohlig erschöpft. Glücklich. Befriedigt.
Nicanders Atem streifte meine Haut, doch ich spürte, wie meine Sinne langsam zurückkehrten. Noch hätte ich gerne länger in diesem Zustand der Schwerelosigkeit verweilt, doch die Realität rief mich bereits zurück.
Denn da war noch etwas; die Cena. Ein leiser Seufzer entwich mir. Ich konnte es mir nicht leisten, allzu lange hierzubleiben. Schon bald würde Cressa kommen, um mich für das Abendmahl herzurichten. Ich musste mich ankleiden und mein Haar ordnen lassen, als wäre nichts geschehen.
Mit einem letzten, trägen Lächeln strich ich Nicander über die Wange, ließ meine Finger über seine Lippen gleiten, ehe ich mich langsam aufrichtete. Noch immer spürte ich das Echo seiner Berührungen auf meiner Haut.
"Du solltest gehen", flüsterte ich. "Gleich muss ich nach Cressa rufen."
![[Bild: 3_15_08_22_9_37_19.png]](https://adlerchronik.de/gallery/3_15_08_22_9_37_19.png)
Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
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