RE: Ankunft in Londinium
Ich lauschte seinen Worten und versuchte, meine Enttäuschung zu verbergen. Natürlich würde er das größte und prächtigste Zimmer nehmen. Das war sein gutes Recht als Hausherr. Aber dass er offenbar gar nicht darüber nachgedacht hatte, ob er sich ein Zimmer nehmen würde, welches sich neben meinem befand, ließ mich etwas ernüchtert zurück. Wenigstens hatte er angedeutet, mich regelmäßig zu besuchen, auch wenn ich ahnte, dass 'regelmäßig' in seinen Augen etwas anderes bedeutete als in meinen.
"Dann werde ich mich immer freuen, wenn du zu mir kommst", sagte ich schließlich mit einem Lächeln. "Ich stelle mir vor, dass es herrlich sein muss, wenn du dann bei mir bist und wir beide dann am Morgen mit Vogelgesang und Blumenduft aufwachen." Vielleicht würde ich es ja schaffen, ihn irgendwann dazu zu bringen, doch noch öfter bei mir zu bleiben.
Als der Sklavenjunge hereinstürzte und sich auf den heißen Steinboden kniete, verzog auch ich leicht das Gesicht. Leander schien dasselbe zu denken, denn sein Blick wirkte unzufrieden. Ich fragte mich, ob er wirklich vorhatte, solche strengen Sitten weiterhin in seinem Haushalt zu dulden. Ich jedenfalls würde keinen einzigen Sklaven vor mir knien lassen.
Der Sklave sprach von einer Einladung eines gewissen Plautius Montanus. Der Name ließ mich aufmerken. Das war der entfernte Verwandte, dem Leander diese Villa zu verdanken hatte. Nun fragte ich mich, ob auch er hier in diesem riesigen Haus lebte. Offenbar ja! Und schon bald würde ich die Gelegenheit haben, ihn persönlich kennenzulernen. Als Leander ihn beschrieb, musste ich grinsen.
"Montanus... und sehr füllig und ein wenig exzentrisch? Nomen est omen, würde ich sagen," brachte ich grinsend, mit vorgehaltener Hand hervor. "Das klingt doch nach einer interessanten Bekanntschaft." Ich lehnte mich leicht zurück und ließ meine Finger über die Wasseroberfläche gleiten. "Sollte ich mich auf besonders extravagante Speisen oder sonderbare Tischsitten gefasst machen?" Mein Blick glitt zu Leander. "Oder ist er einfach nur ein Mann, der gerne viel isst und redet?"
Ich war neugierig, aber auch ein wenig aufgeregt. Das war unsere erste Einladung als Eheleute, und ich wollte unbedingt einen guten Eindruck hinterlassen – auch wenn ich nicht sicher war, wie sehr Montanus' Meinung für Leander wirklich zählte.
In nächsten Moment aber erschrak ich, denn ich saß hier noch immer gemütlich im warmen Wasser und in wenigen Stunden schon sollte ich hübsch und herausgeputzt zur Cena von Leanders Verwandten erscheinen! "Oh, was soll ich nur anziehen? Und meine Haare? Was soll ich nur auf die Schnelle mit meinen Haaren machen?" rief ich. Am liebsten wäre ich sofort aus dem Wasser gesprungen.
![[Bild: 3_15_08_22_9_37_19.png]](https://adlerchronik.de/gallery/3_15_08_22_9_37_19.png)
Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
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