Catia schaute etwas kritisch drein, was ihr dank ihrer kohleschwarzen Augen gut gelang. Sie konnte nicht glauben, dass man Cassia hatte so
unnütz aufwachsen lassen wie Unkraut. Hatte sie ihrer Mutter denn gar nichts geholfen? Gut, wenn man ein ganz kleines Kind war, tat man nichts, aber so ab sieben Jahren sollte man doch mithelfen. Sie kritisierte jedoch Cassia nicht, sondern sagte nur:
"Aber deine Mutter hat Weben und Flicken lernen müssen als Mädchen, sonst hätte sie deine Kleider doch nicht ausbessern können", und über das Thema Feuerjonglage meinte sie begütend, denn sie hätte solch ein Schauspiel schon gerne einmal gesehen:
"Vielleicht kannst du mir deine Kunst einmal am Fluss unten zeigen, da würde ich mich freuen. Dort gibt es jede Menge Wasser und es besteht keine Gefahr, dass irgendwelche Häuser abbrennen. Ich bin auf meinem Weg hierher nämlich an mindestens zwei Brandruinen* vorbei gekommen, und ich weiß, dass die Römer Brandstifter bitter bestrafen**", nein, Catia wollte keinesfalls mit so etwas in Verbindung gebracht werden. Da war sie weniger sprunghaft als ihr Gegenüber Cassia, die nun wieder von den Vergnügungen der Saturnalien sprach und was sie da alles bekommen hatte.
Langsam und fast unmerklich setzte aber die Dämmerung ein. Und Catia sprang auf:
"Ich soll zusammen mit Aidan vor der Tür auf Furianus Gadrianus warten. Hoffentlich ist er noch nicht da! Aidan!" rief sie gleich darauf, doch plötzlich waren die Kinder nicht mehr zu sehen. Herausgelaufen konnten sie auch nicht sein, deshalb gab es an Tür und Hintereingang je einen Ianitor. Doch die Villa war sehr groß, und sie bot viele Versteckmöglichkeiten. Gerade war es eines von Aidans Lieblingsspielen, sich zu verstecken.
"Aidan!", rief Catia nocheinmal und wandte sich an Cassia:
"Hilfst du mir bitte, ihn zu suchen?"
*Sim off: Das ehemalige Haus des Erwan und die ehemalige Taberna "Weiße Pferd"
** Lebendig verbrennen