RE: Auf nach Londinium! - Narcissus und Owains Reise
War ich stolz, ihn vertrieben zu haben? Nein, sicher nicht. Es war sehr schmerzhaft und bitter und traurig. Aber es war notwendig, um mein Kind zu beschützen, und auch ein wenig, um mich selbst zu beschützen. Ich wusste noch immer nicht, was Owen sich vorgestellt hatte, wie ich hätte reagieren sollen, denn auch nach mehrfacher Nachfrage hatte er das nicht ein einziges Mal klar beantwortet. Aber ich glaube diesen Ausgang hier hatte keiner von uns wirklich gewollt. Und trotzdem war ich der festen Überzeugung, dass es das einzig richtige gewesen war. Ich konnte mein Kind nicht einem Mann aussetzen, dessen Stimmungen nur zwischen Extremen schwankten und der ständig seine Meinung änderte. Ich konnte nicht darauf vertrauen, dass ihm ein Blick aus der ferne gereicht hätte und er dann friedlich einfach wieder gegangen wäre, ohne mit ihr sprechen oder sie berühren zu wollen, oder zu versuchen, sie wieder in seine Welt zurückzuziehen. Daraus war unsere Trennung ja überhaupt erst entstanden, dass er das so viel mehr wollte, als einfach nur mit uns zusammen zu leben. Dass er wollte, dass wir mit ihm im Dreck lebten. Mit keltischen Namen, nicht als römische Bürger.
Ich sah zu, wie er wegging, und vergrub den Schmerz, der auch nach all der Zeit darüber wieder aufwallte, ganz tief unten. Ich wartete, ähnlich wie bei Marcus, dass auch er außer Sicht verschwunden wäre, und noch etwas länger, ob er auch nicht zurückkäme, ehe ich endlich in meine Wohnung ging und den Ianitor anwies, die Tür fest zu verschließen. “Sollte in den nächsten Tagen ein blonder Kelte hier herumlungern, gib mir bescheid. Und pass auf, er ist gefährlich“, gab ich ihm als Warnung mit, damit auch er darauf achten würde.
Weiter hinten im Haus hörte ich Prima mit der Amme und deren Kind spielen. Sie jauchzte und quietschte freudig. Das war der schönste Ton auf der Welt. Und Owen irrte sich. Seit ich sie hatte, wusste ich sehr genau, was Liebe war. Und was Liebe nicht war. Und deshalb ging ich erst einmal in mein Cubiculum und nicht zu ihr, damit sie mich nicht so aufgewühlt sah, und schrie erst einmal in mein Kissen, um all das Gefühl herauszulassen, das sich durch diese Begegnung angestaut hatte. Erst, als alles heraus war und ich mich zwar noch immer traurig, aber leichter fühlte, nachdem ich mich noch einmal gewaschen und durchgeatmet hatte, ging ich durch das Haus, um meine Tochter ganz fest in die arme zu schließen.
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