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Auf nach Londinium! - Narcissus und Owains Reise
03-20-2025, 10:48 PM,
Beitrag #17
RE: Auf nach Londinium! - Narcissus und Owains Reise
Ich schüttelte langsam den Kopf, unfähig, den Knoten in meiner Brust zu lösen. "Aglaia, ich wollte immer nur das Beste für dich. Für euch beide," sagte ich leise. "Ich wollte, dass du nie wieder in eine Lage kommst, in der du dich verkaufen musst. Ich wollte dir ein Leben bieten, in dem du sicher bist, und nicht jeden Tag kämpfen musst. So, wie wir uns beide das erträumt haben. Weißt du noch? Damals, nach dieser furchtbaren Sache mit dem Tribun." Wir kam es vor, als sei dies vor einer halben Ewigkeit gewesen. Doch in Wirklichkeit war es erst vor zwei Jahren gewesen. Damals war ich noch ihr Sklave gewesen.
Ich hielt inne und suchte in ihren Augen nach etwas: vielleicht Verständnis oder Reue oder irgendetwas. Aber stattdessen fand ich nur diese unerschütterliche Entschlossenheit, die mich damals schon so verwirrt hatte.

"Und ich habe dir vertraut." Ich schloss kurz die Augen, weil es wehtat, das laut auszusprechen. "Bis zu dem Moment, als du mir gesagt hast, dass du das weiterhin tun willst. Dass du weiter dein Geld als Hetäre verdienen willst und dass ich dir deine Kunden vergraule."
Ich rieb mir über das Gesicht, als könnte ich so die Erinnerungen fortwischen, die mich quälten. "Ich habe es nie verstanden, Aglaia. Nie. Ich hätte für dich gesorgt, für unser Kind. Alles! Alles hätte ich für dich und unser Kind getan. Wir hätten alles haben können. Warum? Warum nur…?" In meiner Stimme spiegelte sich pure Verzweiflung. Ich ließ die Frage unvollendet in der Luft hängen. Vielleicht, weil ich wusste, dass es keine Antwort gab, die mich zufriedengestellt hätte. Vielleicht, weil ich Angst hatte, sie zu hören.

Und dann stellte sie die Frage, die unausweichlich war. Die Frage nach meiner Frau. Ich atmete tief durch. Mein Herz schlug schwer in meiner Brust. "Deirdre …" Ich sprach ihren Namen vorsichtig aus, fast ehrfürchtig. "Ja, ich liebe sie. Ich liebe sie, weil sie mich gerettet hat, als ich am Boden lag. Weil sie mir gezeigt hat, dass das Leben weitergehen kann. Dass es neue Wege gibt, selbst wenn man glaubt, alles verloren zu haben." Ich fuhr mir mit einer Hand über das Gesicht, versuchte, die richtigen Worte zu finden. Worte, die sie nicht noch mehr verletzten, die nicht noch mehr zerstörten, was ohnehin schon in Scherben lag. "Aber das bedeutet nicht, dass ich je aufgehört habe, dich zu lieben." Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. "Oder unsere Tochter."

Ich hob den Blick, sah sie direkt an. Ich wollte, dass sie mich ansah, dass sie verstand, wie ernst es mir war. "Ich weiß, dass wir das Leben, das wir uns damals erträumt haben, nie führen werden. Ich weiß, dass alles vorbei ist. Aber ich kann nicht so tun, als hätte es das nie gegeben. Und vor allem kann ich nicht so tun, als würde meine Tochter nicht existieren."
Ich machte noch einen Schritt auf sie zu, senkte die Stimme, aber ließ keinen Zweifel an meiner Entschlossenheit. „Ich verlange nicht, dass du mich zurück in dein Leben lässt. Ich verlange nicht einmal, dass du mir vergibst. Aber ich werde erst wieder verschwinden, wenn ich mein Kind gesehen habe, Aglaia."
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RE: Auf nach Londinium! - Narcissus und Owains Reise - von Licinianus Owain - 03-20-2025, 10:48 PM

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