RE: Auf nach Londinium! - Narcissus und Owains Reise
Da stand sie nun vor mir. Nach all der Zeit seit unserer Trennung, nach den endlosen Tagen des Suchens, des Zweifelns – da war sie. Und sie war noch immer so schön wie damals. Vielleicht sogar schöner. Ihre dunklen Haare schimmerten im fahlen Licht, und ihre Augen funkelten mit dieser unerschütterlichen Entschlossenheit, die ich so gut kannte. Es war der Ausdruck, den sie zeigte, wenn sie sich weigerte, etwas zu akzeptieren, das sie nicht kontrollieren konnte.
Einen Moment lang brachte ich kein Wort heraus. Ich sog ihren Anblick in mich auf, als hätte ich ihn mir nicht unzählige Male in schlaflosen Nächten heraufbeschworen, während ich mir einzureden versuchte, dass es vorbei war, dass es keine Bedeutung mehr hatte. Doch das war eine Lüge.
Dann sprach sie mit einer eisigen Stimme, scharf wie eine Klinge. Sie wollte wissen, was ich hier wollte. Sie sagte, ich hätte hier nichts zu suchen. Ich solle verschwinden.
Ihre Worte hätten mich verletzen sollen. Vielleicht taten sie das auch. Doch es war nicht ihre Stimme, die mich traf – sondern ihr Blick. Diese Wachsamkeit, diese Panik, als wäre ich eine Bedrohung für sie. Ich, der sie einst geliebt hatte wie nichts auf der Welt.
Ich atmete tief durch. "Ich habe dich gesucht, Aglaia."
Unbeirrt blieb ich stehen und schaute ihr direkt in die Augen. "Ich musste dich finden. Nicht, weil ich hoffe, dass sich noch etwas ändern kann." Ich ließ eine Pause, suchte nach einer Regung in ihrem Gesicht. "Sondern weil du es wissen solltest."
Ein kurzer Moment des Zögerns entstand. Dann sagte ich es. "Ich habe geheiratet, Aglaia. Erst vor wenigen Wochen."
Ich wusste nicht, wie es sich anfühlen würde, ihr das zu sagen. Ob es mir Erleichterung bringen würde oder nur diese bittere Endgültigkeit. Jetzt wusste ich es. Es war beides.
Ich atmete noch einmal tief durch. "Aber das ist nicht der einzige Grund, warum ich hier bin." Ich hielt inne, suchte nach den richtigen Worten. "Ich möchte sie sehen, Aglaia. Nur ein einziges Mal."
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