"Du meinst Neria Urbica, die Hebamme?", fragte ich:
" Sie weiß, sie soll sich bereit halten, und der Medicus auch. Aber hier haben möchte ich ihn nicht. Er kann, wenn es Komplikationen gibt, herkommen. Ich vertraue auch meiner Anaxarete, die in diesen Dingen bewandert ist und früher auch meiner Mutter beigestanden hat, als sie meine Halbbrüder zur Welt brachte. Anaxarete meint eben, dass Mannsleute während einer natürlichen Geburt nur im Wege sind", erwiderte ich:
"Mein zukünftiger Verlobter ist Petilius Vindex, der Sohn des Statthalters. Ich muss einen guten Eindruck auf seinen Vater gemacht haben", ich sagte das ohne mit der Wimper zu zucken. Und es war auch gewiss wahr, nur wegen ein bisschen Coitus hätte sich ein Mann wie Rufus nicht breitschlagen lassen, mich in seine Familie aufzunehmen:
" Furia Bassa hatte mir eine Einladung zum Statthalterpalast verschafft, die Gute. Und ja, ich war auf der Suche nach einem neuen Ehemann und habe den Legaten Augusti darum gebeten, mir einen vorzuschlagen. Ich werde so bald wie möglich wieder heiraten und mit meinem Ehemann in Londinium leben. Das Kind gehört meinem Exmann, und er hat mir versprochen, es anzuerkennen und sich darum zu kümmern. Eine Amme habe ich gekauft. Willst du sie dir angucken?", ich lehnte mich zurück:
"Diesmal wird man mich nicht aus deinen Armen reißen, und ich muss auch nicht extra weinen. Ich bin ja keine zarte Jungfrau mehr. Dennoch will ich einen Schleier tragen und die Wache zuvor haben. Nicht Fabia ist das Problem, sondern Bassa. Sie glaubt, dass wir beste Freundinnen sind. Ich habe auch nichts gegen sie, aber nach zwei Stunden in ihrer Gesellschaft möchte ich mir mit Wachs die Ohren verstopfen. Sie redet so viel dummes Zeug. Ich wäre dir so dankbar, dich an meiner Seite zu haben, liebe Serena"
Ich hoffte sehr, dass sie an diesem Zeitpunkt nicht etwa niederkam oder noch im Wochenbett lag. Aber es war gar nicht einfach, zwischen all den schwarzen Tagen, religiösen Feiertagen und sonstwie unglücklichen Data einen passenden Hochzeitstermin zu finden, den übrigens nicht ich, sondern die Männer festlegen würden:
" Weißt du, was wirklich seltsam ist? Ich habe Vindex noch nie getroffen. Ich weiß nur, dass er zweiundzwanzig Jahre alt ist und sein Vater sagte, er sei von liebenswürdiger Art. Er hat sein Tribunat in Germanien abgeleistet. Ich lese gerade alles, was ich über Germanien in die Finger bekomme. So kann ich ihm wenigstens ein paar intelligente Fragen dazu stellen.
Ich wünsche mir sehr, dass er auch an mir etwas findet, was er lieben kann. Ich will mich bemühen. Vielleicht kannst du mir etwas raten. Deine Ehe mit deinem Furius ist doch glücklich, und du hast ihm schon einen Erben und ein reizendes Töchterchen geschenkt"
Soweit ich sah, spielte die wilde Saturnina sehr sanft mit der Katze, um sie nicht zu verscheuchen. Das gefiel mir. Ab und zu lachten ihre Sklavin und sie leise auf.