RE: Auf nach Londinium! - Narcissus und Owains Reise
Ich hatte die Taberna mit ihrem Dämmerlicht verlassen und trat hinaus ins Tageslicht. Die Wintersonne stand hoch am Himmel, und für einen Moment musste ich blinzeln, um mich an die plötzliche Helligkeit zu gewöhnen. Ich atmete tief durch. Die Suche nach einem Hirngespinst war vorbei. Es gab nichts mehr, was mich hier hielt. Ich würde nach Hause zurückkehren.
Meine Schritte hallten auf dem Pflaster wider, als ich den Weg zur Unterkunft einschlug. Alles fühlte sich sinnlos an. Ich hatte genug Zeit vergeudet, mich einer Illusion hingegeben, einem Schatten nachgejagt. Deirdre wartete auf mich zu Hause in Cheddar. Ich hatte dort eine Zukunft. Ich musste nur endlich aufhören, in der Vergangenheit zu graben.
Doch dann sah ich sie.
Ein römisches Paar ging an mir vorbei, vertieft in ein Gespräch. Ich hätte sie nicht beachtet, wäre es nicht ihre Stimme gewesen, die mich mitten im Schritt erstarren ließ.
"Und du bist sicher, dass du keine große Hochzeit willst?" fragte der Mann. Ihre Antwort darauf war ein leises Lachen. Ein Klang, der mich wie eine Klinge durchbohrte. Ich kannte dieses Lachen.
Mein Blick folgte ihnen. Sie lächelte ihn an, doch ihre Zuneigung zeigte sich nur in Nuancen.Sie legte eine feine Zurückhaltung an den Tag, die mir fremd war.
Mein Herz schlug schneller, meine Gedanken überschlugen sich. Was fühlte ich? Erleichterung? Wut? Oder einfach nur die brennende Gewissheit, dass sie hier war, zum Greifen nah, nachdem ich so lange nach ihr gesucht hatte?
Ich folgte ihnen mit ein paar Schritten Abstand, hörte, wie sie mit dem Mann sprach, wie sie über ihre Hochzeit redeten. Meine Hände ballten sich zu Fäusten.
Sie war also glücklich. Sie hatte jemand anderen gefunden. Ein weiteres Opfer, das sie irgendwann genauso fallen lassen würde wie mich? Ich sollte besser weitergehen. Sollte mich umdrehen, sie für immer vergessen und nach Hause reiten.
Doch ich konnte nicht.
Als der Mann sich von ihr verabschiedete und um die Ecke verschwand, war sie allein.
Jetzt oder nie, flüsterte eine Stimme in meinem Inneren. Ich trat näher, zwang mich, ruhig zu bleiben, obwohl meine Kehle trocken war.
"Aglaia," sagte ich mit rauer Stimme.
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