RE: Wiedersehen macht Freude?
Das leise Seufzen ihres Gemahls blieb Rhian nicht verborgen. Und so pressten sich ihre Lippen kurzzeitig zu einem schmalen Strich zusammen. Wenngleich keine weiteren Worte über ihre Lippen entwichen. Höchste Aufmerksamkeit und zugleich Neugierde schimmerte in Rhians Augen. Ihr Blick wich keine Sekunde vom Gesicht ihres Geliebten, selbst als Cahir sein Gesicht verzog. Für Rhian ein deutliches Signal, dass sie jetzt wohl besser nicht weiter nachbohren sollte. “Ich verstehe dich Cahir.“ Mehr erwiederte Rhian nicht auf seine Worte. Auch wenn man an ihren gestrafften Schultern deutlich erkennen konnte, dass sie mit den Worten ihres Gemahls ganz und gar nicht zufrieden war. Doch sie wollte nun auch keinen Streit beginnen. Denn Cahir hatte recht, er war monatelang unterwegs gewesen. Von ihr getrennt gewesen. Da war es auch nur recht und billig, dass er sie wieder in seine Arme schließen wollte. Und Rhian hatte Cahir vermisst. Mit jeder Faser ihres Körpers, ihres Seins hatte sie sich nach ihm gesehnt. Auch in jener Nacht, in der sie in den Armen des Römers lag und sie dessen Finger auf Dekolleté hatte spüren können. Bei dieser Erinnerung atmete Rhian langsam ein und wieder aus. Wie um diese beschämenden Bilder zu verdrängen. Schließlich wollte sie sich voll und ganz auf ihren Gatten konzentrieren. Denn Cahir war ihr Ehemann. Der König der Brigantes und sie gehörte ihm. Wenngleich niemals als Sklavin. Doch sie war ihm eine treue Untertanin, seine Gemahlin und Königin der Brigantes.
Selbst im Bett wahrte Rhian Distanz, was Cahir nicht verborgen bleiben konnte. Denn dieser griff im nächsten Moment nach seiner Königin und wollte Rhian in seine Arme ziehen. Am liebsten hätte sich die junge Königin nun herumgedreht und Cahir somit den Rücken zugewandt. Stattdessen entließ sie ihren König keine Sekunde aus Blick. Komisch. Konnte man da etwa einen lauernden Glanz in den Augen der Königin erkennen? “Und wenn es eine Tochter wird Cahir?“ War Rhians Stimme zu vernehmen, nachdem sie doch tatsächlich einige Zeit geschwiegen hatte. Wie um ihre widerstreitenden Gefühle unter Kontrolle zu bekommen. “Ich möchte dich nicht enttäuschen, wenn du dir einen Sohn erhoffst und ich dir stattdessen eine Tochter schenke.“ Sprach Rhian sogleich weiter und musterte Cahir mit einem nachdenklichen Ausdruck auf ihrem Gesicht. Als Cahir davon sprach, dass sie wunderschön sei, so schwanger wie sie war, nickte Rhian kaum merklich. Cahir fand sie weiterhin begehrlich, trotzdem was Rhian geschehen war. Etwas wovon Cahir niemals etwas erfahren durfte. Denn die Elendsgestalt, die ihr dies angetan hatte und dem sie unwissentlich zugestimmt hatte, verrottete im Moor. “Ich vertraue dir mein Gemahl.“ Raunte Rhian dann doch mit leiser Stimme und beugte sich etwas näher, als sie sich von Cahir näher ziehen ließ.
Schon konnte Rhian die zarte Lippenberührung Cahirs spüren, wie dieser jeden Zentimeter freier Haut mit seinen Lippen berührte. Dabei seinen warmen Atem über ihre Haut pustete und Rhian unwillkürlich erschauerte. “Ich habe dich nicht minder vermisst Cahir, wie du mich.“ Raunte Rhian mit leiser Stimme und verschloss Cahirs Lippen im nächsten Moment zu einem sanften Kuss. Ein Kuss den sie in die Länge zog und sich unwillkürlich an Cahir rieb. Ein deutliches Zeichen, dass sie ihn tatsächlich vermisst hatte. Den Römer im Moor verbannte sie tief in ihren Gedanken und verriegelte die Türe mit einem sicheren Vorhängeschloss.
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