Winter im Wintertal
Schon kurz nach unserer Ankunft bei den Pikten wurden aus den dicken, schweren Schneeflocken ein Schneesturm und die ganze Siedlung wurde leise. Aus dem Fest zu unserer Ankunft am ersten Tag wurde ein Meer aus verzagten Gesichtern und ängstlichen Menschen, die ihre Vorräte rationierten wo es nur ging. Niemand wusste wie lange dieser Schneesturm die Siedlung gefangen halten würde und wieviele Alte und Gebrechliche die Kälte davonraffen würde. Als auch noch der Fluss zufror, sank die Stimmung zum Nullpunkt.
Als der Winter am stärksten wütete, waren es die piktischen Priester und Priesterinnen, die versuchten die Götter umzustimmen. Die Gebräuche der Pikten waren ursprünglicher und wilder und es war Artenc, der als Fürst des Landes für sein Volk einstehen musste. Drei Tage und drei Nächte musste er alleine auf Geheiß der Priester die Wintergeister vertreiben in dicke Pelze gehüllt und mit den Hauern eines Ebers ins Gesicht gebunden. Als er am vierten Tag zurückkam, hörte es endlich auf zu schneien. Das Ritual hatte gewirkt und Artenc kehrte zu seinen Frauen zurück und ließ sich von seinem Volk feiern.
Trotzdem hatte der Winter seinen Tribut eingefordert und es waren die Nächte, in denen ich an Rhian denken musste. Ging es ihr gut? War alles in Ordnung? Vermisste sie mich, so wie ich sie vermisste? Fast jede Nacht träumte ich von ihr, während ich den Tag mit Artenc verbrachte und wir Pläne für eine gemeinsame Offensive gegen die Römer schmiedeten während wir auf den Frühling warteten, der Reisen wieder möglich machen würde. Die Tage konnte man leicht füllen, aber die nachts war es einsam und kalt. Meine Gefährten allerdings vergnügten sich prächtig mit den einheimischen Frauen, die die großgewachsenen Brigantenkrieger anziehend fanden.