RE: [Vor dem Gartentor] Am Abend
Nachdem mit Ciaran alles geklärt war und wir einen Tag ausgemacht hatten, hatte ich an dem Tag etwas früher Schluss gemacht im Pferdestall und war nach Cheddar geritten. Wie Ciaran versprochen hatte, war er nicht da. Aber die Hütte sah echt unordentlich aus. Also räumte ich schnell auf, wobei ich einen Bogen um den Tisch machte, stapelte ein halbes dutzend Flechtkörbe in einer Ecke und warf alles, was darin schlecht geworden war, weg, ehe ich noch einmal sicherheitshalber an mir selbst schnupperte, mich als sauber genug beurteilte und dann nach draußen ging zu dem römischen Haus, das hier für mich auch nach all der Zeit einfach falsch aussah und herausstach. Zu viel Stein, zu wenig Holz, Lehm. Zu wenig Raum für Fae. Fehlten eigentlich nur Eisenstäbe, um auch wirklich alle andersweltlichen Dinge fernzuhalten. Wie Ciaran es aushielt, dass seine Kinder ausgerechnet dort aufwuchsen, war mir wirklich ein Rätsel.
Ich näherte mich also dem Haus und umrundete es leicht, und dann sah ich sie. Sie stand da, in der Sonne, und hatte gerade die Augen geschlossen, um sie sich aufs Gesicht scheinen zu lassen. Die letzten tage waren schön und recht warm gewesen, und überall blühten schon die ersten Blumen und die ein oder andere dicke Hummel suchte sich schon einen Platz, um ihren Staat zu gründen. Das Abendrot intensivierte die Farbe ihrer Haare und brachte sie zum glitzern. Und diese verfluchten, roten Lippen…
Einen Moment blieb ich einfach nur stehen und schaute zu ihr rüber. Sie war wirklich verdammt hübsch. So viel hübscher, als sie glaubte, dass sie war. Und bestimmt hatten sich schon einige der jungen Männer hier in sie verliebt. Und der Mann, den ihr Vater ihr aussuchen würde, den verdammten Römer, den sie heiraten würde, den wollte ich am liebsten dafür umbringen, dass er sich ganz sicher ebenso wie ich an diesem Anblick nicht würde sattsehen können.
Sie öffnete die Augen und sah mich, und ich merkte, dass ich leicht lächelte und ihr zum Gruß leicht zuwinkte. “Haia, sagte ich, die Stimme gerade ein wenig rau. “Hier bin ich.“ Mir fiel nichts cleveres oder flirtiges ein, was ich ihr sagen sollte. Irgendwie war mein Kopf gerade leer. “Hast du frei?“ fragte ich also wie der größte Depp des Dorfes und hoffte, dass sie sich das alles nicht anders überlegt hatte.
Falke
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