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[Londinium] Eine öffentliche Hinrichtung
03-09-2025, 05:13 PM,
Beitrag #10
RE: [Londinium] Eine öffentliche Hinrichtung
Die Angelegenheit war erledigt, und Saturninus Laune war auf einem Nullpunkt. Er beachtete die junge Frau nicht, die sich näherte; und selbst wenn er sie beachtet hätte, wäre sein Blick keinen Moment länger als nötig an ihr hängen geblieben. Großstadtplebs, und in diesem Fall, so rothaarig wie sie war, auch noch eine Keltin.
Der Furius steuerte vielmehr die nächstgelegenen Tabernae an. Die ersten beiden waren ihm noch zu ordentlich, die dritte aber war genau die Art von speckiger Spelunke, die er gesucht hatte. Sie hatte nicht einmal einen Namen. Die vier Sklaven mussten ihm folgen, obwohl ihnen anzusehen war, dass sie lieber ganz woanders gewsen wären als hier. Die Gäste waren je nach dem entweder gescheiterte Existenzen, die jeden, der reinkam, um eine Schale Wein anbettelten oder Halsabschneider.
Einer der Elendsgestalten näherte sich Saturninus und streckte die Hand aus. Der Patrizier stieß ihn so gegen die Brust, dass er zurücktaumelte und hinfiel.
Saturninus erwartete einen Protest, einen Gegenangriff, alles wäre ihm recht gewesen, denn er hatte Lust darauf, sich zu prügeln und sich damit selbst zu bestrafen. Aber der kam nicht. Der Bettler war schon durch die Umstände viel zu unterwürfig, als dass er gegen schlechte Behandlung aufbegehrt hätte. 
Irgendwo musste die Wut hin: Saturninus fasste  eines der Schankmädchen ins Auge. Irgendwann musste sie mit einem anderen Mädchen gestritten haben, denn ein Kratzer zog sich über ihr Gesicht, sie schielte leicht, und ihr Gesicht war grob. Dennoch hatte sie gewissen Erfolg bei Männern, die rustikale Schönheiten schätzten, denn unter ihrer kurzen Tunika war sie gut gebaut und sie quiekte jedesmal hell, wenn einer sie in den prallen Hintern kniff. Sie kam an ihren Tisch und nahm die Bestellung auf und Saturninus nahm wahr, dass sie nach Zwiebeln und frischem Schweiß roch. 
Als er sich umdrehte, saß sie einem der Halsabschneider auf dem Schoß. Irgendetwas an der Frau reizte ihn. Sie hatte nichts Liebenswürdiges, nichts Schönes an sich. Sie war genauso wie er sich fühlte: Verdorben und dumpf. Er bekam Lust auf sie, und als sie später kam, um den Wein zu bringen, der genauso schlecht und sauer war, wie Saturninus sich gedacht hatte, fasste er ihr Handgelenk:
"Komm gleich zu mir" 
Die Frau lächelte geschmeichelt. Saturninus war anzusehen, dass er zumindest wohlhabender war als alles andere, was sich in die Kneipe verirrte. Sie nickte und zeigte ihre Schenkel, was wohl kokett sein sollte.
[Bild: Sidonius-1.png]
Saturninus schnipste mit den Fingern, um Sidonius Aufmerksamkeit auf sich zu lenken:
"Geh, kauf mir ein paar Bordellmarken"  Irgendein Kaiser hatte eingeführt, dass Münzen, die ihr Portrait zeigten, nicht für Prostituierte genutzt werden, sondern man für sexuelle Dienste eben Marken kaufen musste.
Sidonius riss die schwarzen Augen auf, aber schwieg, weil er zuvor schon von Saturninus angefahren worden war.
Wie ein geprügelter Hund ging er, nur um wenig später zerknirscht und bleich zurückzukommen:
"Dominus, der Geldbeutel ist weg"
"Wie, er ist weg?"
"Futsch, weg eben. Man muss mich während der Hinrichtung bestohlen haben"
"Du blöder Kerl!", all die schlechte Laune und Unbeherrschtheit von Saturninus konzentrierten sich auf Sidonius.
Der deckte seinen Kopf mit beiden Händen: "Bitte nicht, Herr...", flüsterte er.
Saturninus funkelte ihn an: "Wegen ein paar Sesterzen werde ich dich nicht in aller Öffentlichkeit verprügeln! Aber unachtsam warst du! Warte, bis wir nach Hause kommen!"
Der Wirt hatte ihn gehört, und rascher als man ihm zugetraut hätte, kam er hinter dem Tresen vor. In der Hand hielt er einen Knüppel:
"Was heißt, kein Geld mehr? Hier steht Wein vom besten. Zechprellerei kann ich nicht leiden, da machen wir kurzen Prozess..."
Prozess, dachte Saturninus und wieder dachte er an Corvus. Halsstarriger...Kelte. Und doch hatte er an etwas geglaubt, war vermutlich ein tausendmal besserer Mann als diese Kreaturen, die von der Pax Romana beschützt hier in dieser Taberna zugange waren. 
"Kein Geld, ja. Mein Sklave hat sich in dieser so wunderbaren, ach so anständigen Stadt bestehlen lassen"
"Mein. Sklave. hat. sich. bestehlen. lassen", der Wirt ahmte den akzentuierten Ton von Saturninus nach: 
"Geld her, Schnösel, oder ich rufe die Vigiles"
Saturninus sah rot und stürzte sich auf den Wirt, obwohl der einen Knüppel hatte. All seinen Zorn legte er in die ersten Faustschläge, aber natürlich prasselten auch Schläge auf ihn nieder, doch dann gelang es ihm, dem Knüppel habhaft zu werden und dem Wirt eine über den Schädel zu ziehen. Er brachte ihn nicht um, aber der Mann heulte auf und ging zu Boden.
"Er ist tot!"
"Der hat ihn erschlagen!"....
"Dominus, Dominus, lass uns verschwinden...", ein anderer Sklave packte Furius, der der Bedeutung seines Namens gerade Ehre machte, am Kragen und schleppte ihn förmlich nach draußen. Sie liefen davon wie die Hasen, durch mehrere Straßen, kamen vom Weg ab, fragten, fanden eine Hauptstraße und gelangten schließlich in die Nähe des Forums. Dort hielten sie an einem öffentlichen Brunnen an. 
Saturninus feine Tunika war am Kragen zerrissen, seine Toga schmutzig und grau. Sein linkes Auge schwoll zu. Eine Beule hatte er auf der Stirn, er konnte sie deutlich tasten.
Er setzte sich und schloss einen Moment die Augen, duldete aber, dass Sidonius ihm das Gesicht säuberte.
"Wir können hier nicht bleiben, Herr. Sie werden hinter uns her sein", sagte Sidonius ängstlich.
"Wohin also?"
Sidonius deutete hinter sich. Direkt dort befand sich der Eingang eines großen Horreums, in das viele Leute ein und aus ginge, vor allen Dingen Damen, aber auch Herren:
"Wenn wir auf der anderen Seite einen Ausgang finden, sind wir fast wieder beim Haus der edlen Fabia Tertia", sagte der Sklave, dessen Orientierungssinn gut war.
"Lass uns das tun", Saturninus erhob sich. Jetzt begannen die Schmerzen; aber die Prügelei und die wilde Flucht hatten ihn so weit besänftigt, dass er nicht immer, wenn er die Augen schloss, Aluns abgeschlagenen Kopf auf einer Stange erblickte, der ihn höhnisch angrinste. 
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Honoratior von Iscalis
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RE: [Londinium] Eine öffentliche Hinrichtung - von Tiberius Furius Saturninus - 03-09-2025, 05:13 PM

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