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Ich hütete mich zwar vor der Sonne, weil meine Haut hell bleiben sollte, aber Luftbaden tat ich sehr wohl; deshalb war ich bei diesem schönen Wetter draußen.
Ich dachte an all die Geschenke, die auf ihre neuen Eigentümerinnen warteten: für Serena wunderschöne Seidenstoffe in Rot und Blau, für Prisca einen kleinen Ballen in einem Meeresgrün, was für sie ein Gewand geben sollte und für Furia Stella eine veilchenblaue Seide und für alle drei Freundinnen Bücher: Eine Schmuckausgabe der Cynthialieder von Properz nämlich. Cynthia war eine berühmte Hetäre.
Nun hörte ich aber Stimmen und Anaxaretes Schritte; und ich vermutete, dass der angekündigte Besuch endlich angekommen war. Ich winkte Rosula, heiße Tücher bereit zu halten; bestimmt war Furia Stella froh, sich den Reisestaub abwaschen zu können.
In meine Freude über die Ankunft der Freundin mischte sich jedoch auch ein anderes Gefühl. Es war keine Bitterkeit; es war eher das Vorhaben, eine Bitte zu stellen.
Da mein Exmann bei der Legion war und es keine Iulierverwandten in Iscalis gab, hatte ich zunächst gedacht, das Kind, wenn es ein Junge werden würde, meiner Cousine anzuvertrauen. Aber das hatte sich zerschlagen, und so hatte ich an weitere Freundinnen gedacht, die bereits Familienmütter waren. Stella war mir sehr bald in den Sinn gekommen, weil sie selbst schon einen süßen Jungen und mittlerweile auch ein kleines Mädchen hatte, und weil der Aufenhalt auf einem Landgut für ein kleines Kind doch nur bekömmlich sein würde, zumindest so lange er dauerte. Natürlich musste Gabinius auch einverstanden sein.
Ich erhob mich, in dem ich mich auf die Armlehnen stützte, und ging Stella etwas unbeholfen entgegen:
"Willkommen, liebe Freundin. Schön, dass du es so rasch hast einrichten können", lächelte ich.
Rosula ging Stella zur Hand, und wenig später konnte sie mir gegenüber in einem bequemen Sessel Platz nehmen:
"Wie geht es deinem Gatten und deinen Kindern? Zwei habt ihr schon, nicht wahr! Wie die Zeit vergeht!"