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Bibliothek | Der neue beste Freund der Hausherrin
03-06-2025, 09:52 PM,
Beitrag #15
RE: Bibliothek | Der neue beste Freund der Hausherrin
Ich starrte ihn an, als hätte er mir ins Gesicht geschlagen. Erst war ich sprachlos, dann wuchs in mir eine Mischung aus Wut, Enttäuschung und Schmerz. Er hatte mich an einer empfindlichen Stelle getroffen.
"Das Sklavenmädchen…" wiederholte ich leise. "Cassia. Ihr Name war Cassia und sie war meine Freundin. Mein Vater hat sie zusammen mit Nicander gekauft, als wir in Britannia ankamen."  Ich musste tief Luft holen, um nicht sofort in Tränen auszubrechen. "Und du dachtest also, ich hätte sie verkauft? Dass ich dazu fähig wäre?" Ich schüttelte den Kopf, überwältigt von der Absurdität dieser ganzen Situation. "Es war mein Vater, der das getan hat. Weil er meinte, sie hätte einen schlechten Einfluss auf mich."
Ein bitteres Lachen entkam mir, als er so beiläufig erwähnte, dass er überlegt hatte, Cassia zurückzukaufen. "Du hast also darüber nachgedacht, sie zurückzuholen – als Überraschung für mich. Aber dann hast du es verworfen. Warum? Weil du dachtest, es wäre ohnehin besser so? Weil du glaubtest, ich könnte mich nicht um sie kümmern? Oder weil du dich nicht noch weiter mit meinen vermeintlichen Fehlern belasten wolltest?"

Er hätte sich gewünscht, dass ich mehr Dankbarkeit gezeigt hätte. Dies ware nur ein Vorwurf von vielen, die dann noch folgten.  Ich zwang mich, ruhig zu bleiben. "Du wirfst du mir vor, nicht dankbar genug zu sein?  Das ist nicht wahr! [b]Ich bin dir dankbar für alles, was du für mich getan hast. Auch für das Hündchen. Und ich verlange nichts von dir! Rein gar nichts – außer vielleicht ein wenig mehr Aufmerksamkeit. Und habe ich jemals etwas gegen deinen Willen getan? Hast du je überlegt, was ich in den letzten Monaten durchgemacht habe? Ich habe niemanden mehr. Mein Vater ist verschwunden, meine Familie ist in Massilia, und ich bin hier in einer Stadt, die nicht die meine ist, in einem Haus, das mir fremd bleibt, verheiratet mit einem Mann, der mich nur dann wahrnimmt, wenn er mir Vorwürfe machen will." [/b]Ich machte eine vage Handbewegung. "Aber ja, natürlich, ich sollte demütig zu deinen Füßen fallen und dir danken, dass du mich nicht schlimmer behandelst."

Ich war es so leid, mich rechtfertigen zu müssen. "Und wenn ich dich daran erinnern darf: Du bist mir nur einmal in unserer Hochzeitsnacht näher gekommen. Und ja, ich gebe zu, ich habe einen großen Fehler gemacht, als ich mich von meiner Angst und meiner Unsicherheit leiten ließ. Alles ging einfach viel zu schnell." Meine Augen brannten. "Ich war unsicher. Ich hatte Angst, ja! Nicht vor dir, sondern davor, etwas falsch zu machen!"

Dann wurde meine Stimme  leiser und dunkler. "Ich wollte dich niemals verspotten. Leander." Ich hielt seinem Blick stand. "Aber du glaubst mir sowieso nicht. Du sagst, du hast dich daran gewöhnt? Daran, dass ich lüge? Dass ich dich absichtlich verletze? Ist das wirklich das Bild, das du von mir hast?" Ich wollte nur noch weg. Einfach nur weg ... weit, weit weg!

Doch dann fiel sein Blick auf Nicander und sein Name kam ins Spiel.

Ein scharfes, freudloses Lachen entkam mir. "Ach, da haben wir es. Das ist es also, nicht wahr?" Meine Hände ballten sich zu Fäusten. "Dabei warst du es, der ihn mir ins Bett befohlen hat. Nicander hat nur getan, was er sollte. Aber weißt du, was? Ich habe ihn an diesem Abend weggeschickt, weil ich dich nicht hintergehen wollte." Ich trat einen Schritt vor. "Ja, ich gebe zu, ich habe Nicander sehr gern. Weil er hier in diesem Haus mein einziger Freund ist. Ich liebe es, wie er mich mit seinen Worten verzaubert. Aber er hat mir auch gezeigt, wie schön es sein kann, bei einem Mann zu liegen – eine Aufgabe, die eigentlich deine gewesen wäre."
Ich schüttelte den Kopf. Eigentlich war ich nun wirklich müde, mich ständig zu erklären, "Du redest dir selbst ein, dass ich dich verachte und verabscheue. Dann glaub einfach, was du willst." Ich wandte mich ab, meine Stimme war erschöpft. "Wenn du nun erlaubst, würde ich mich nun gerne zurückziehen. Ich kann einfach nicht mehr." Ich sah ihn noch einmal an. Mir kam es so vor, als sei ich um Jahre gealtert. "Wenn dir etwas an mir liegt, dann komme heute Abend in mein Cubiculum. Und wenn nicht – dann wünsche ich dir eine gute Reise."
[Bild: 3_15_08_22_9_37_19.png]
Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
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RE: Bibliothek | Der neue beste Freund der Hausherrin - von Norbana Orestilla - 03-06-2025, 09:52 PM

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