RE: Bibliothek | Der neue beste Freund der Hausherrin
Ich streichelte beruhigend den Welpen und hatte meine Nase in seinem Fell vergraben. Ich sah nicht auf, sondern hielt den Blick gesenkt. Meine Bemühungen fruchteten hier, der kleine Hund war eingeschlafen. Aber ich hob den Blick nicht, denn jetzt den Augen des wütenden Dominus begegnen...nein, ich würde mich vielleicht schneller auf dem Sklavenmarkt befinden, als ich "Herr" sagen konnte.
Ach, meine liebste arme Domina, wie tapfer sie war, obwohl sie fürchterliche Angst haben musste.
Sie sagte, dass sie sich nach ihrem Ehemann sehnte, nach einem lieben Wort, nach etwas, dass sie lieben durfte.
Und ich wusste doch nur zu gut, dass der Herr durchaus trösten konnte, wenn man weinte, denn mich hatte er auch getröstet, als ich so verzweifelt war.
Und mit Cassia irrte er: Es war Norbannus selbst gewesen, der trotz des Flehens seiner Tochter, es nicht zu tun, die Sklavin verkaufte, weil sie ihm kein angemessener Umgang für ein Mädchen, das verheiratet werden sollte, erschien. Die Domina hatte niemanden von uns verkauft, dazu hatte sie nicht das Herz. Sie hatte auch nicht gesagt, dass sie den Haushalt umkrempeln wollte. Nur führen wollte sie ihn, so wie es ihr auch zukam. Falsch verstehen konnte man jedes Wort, jede Geste, wenn man das so wollte.
Verzweiflung und Kummer ignorieren,
Sie unwissend halten und wenn sie es dann wäre, es reklamieren.
Ach, wenn ich für jede Jungfrau, die sich in ihrer Hochzeitsnacht dumm anstellte, einen Denar bekommen würde; ich wäre reicher als der Kaiser. Und nicht zu reden von den Jünglingen, die bei ihrem ersten Male versagten.
Wäre jeder nur noch gekränkt danach gewesen; die Menschheit wäre doch schon lange ausgestorben.
Und nur noch leere Städte und verlassene Plätze kündeten von ihnen.
Aber verborgen waren die Gedanken, die hinter düsterer Stirn schwelten.
Vielleicht war es schon gleich, was die Domina tat?
Vielleicht das Urteil auch schon längst gefällt.
Stets eine schwache Stellung im Hause ihres Ehemannes wird die Frau ohne Mitgift haben, dieser Satz fiel mir nun ein.
Als Mitgift braune Locken und die liebsten Augen der Welt hatten wenig Wert.
Solche Venusgaben fand ein Herr auch bei einer Sklavin.
Wenn dem reichen Plautius Leander der Sinn danach stände, eine gleich ihm wohlhabende Bürgerstochter zu heiraten, so würde er bestimmt hier oder in Londinium eine Braut erringen können.
Vielleicht war es das, was dem Herren vom Schicksal auferlegt worden war? Von Frau zu Frau, rast- und ruhelos, bis er die träfe, die es mit ihm aufnehmen könnte. Die eine Mitgift hätte und einen Vormund, der ihren Interessen Gewicht verleiht.
Anstatt eines sanften Kätzchens, würdest du o Herr, eine ausgewachsene Katze an den Ohren zu packen bekommen. Dann wären da keine Tränen mehr. Sie würde kratzen.
(Nur ob diese im Bett dann gleich mehr Geschicklichkeit bewiese? Wer wusste schon im Voraus? Denn während galt, dass der Mann bei den Liebesdienerinnen lernte und dann sein Wissen an die junge Ehefrau weitergab, möchtest du diesen Schritt doch überspringen und ohne Mühe im Bett eine Hetäre, im Hause eine Matrona haben)
Ach, während die liebste Domina und ihr Ehemann stritten, wuchs in mir die tiefe Traurigkeit. Die eine liebte ich, den anderen hatte ich aufrichtig gern. Wie hätte ich mir gewünscht, sie beide zu vereinen, indem das Herz endlich zum anderen Herzen spräche.
Bis dass in mir der einzige Gedanke aufkam, der zwar keinen Trost, jedoch ferne Rettung verhieß, wie ein Silberstreifen am Horizont. Ich musste meinem Vater im fernen Antiochia schreiben, und wenn ich mir das Geld überall borgen musste oder auf auf anderem Wege besorgen. Zu Kreuze kriechen würde ich zuhause. Vergib mir Vater, dein einziger Sohn, er war so undankbar, er ist so fehlgegangen. Und auch wenn ich den Kaufmannstand so hasste. Ich würde alles tun, die liebste Domina vor Armut zu retten, falls der Dominus sie verstieß.
Ach, auch wenn es mit dem armen Nicander und seinem schönen Lotterleben dann für immer aus wäre! Und Neshro Bar Abba hinter Büchern und Einnahmen und Ausgaben sich tödlich langweilen würde.
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