RE: Gästezimmer
Calum nickte seufzend. Das Sumpffieber sagte ihm natürlich etwas. Die Gegend um Iscalis litt regelmäßig darunter und er ahnte, welche Dienste sein Pytheas den Notleidenden hin und wieder tun musste.
"Sprich mit mir, wenn du möchtest", sagte er sanft, forderte jedoch nichts. Sein Mann war stark und ertrug so manches. Doch Calum war da. Er war immer da.
Er setzte sich mit Pytheas hin und legte ihm einen Arm um die Schulter. Ohne Umschweife eröffnete er:
"Montanus ist nach Londinium gereist. Wegen der Adoptionsgeschichte. Er hat mir Bescheid gesagt und ist sofort aufgebrochen. Die Götter mögen verhüten, dass er mir mal eine Woche vorher Bescheid gibt. Nun soll ich ihm jedenfalls nachreisen - ebenfalls völlig spontan. Und hier haben wir ein Problem."
Müde blickte er in die ruhigen Augen seines Geliebten und besten Freundes. Seit dem Verlust seiner Brüder war Pytheas sein einziger Vertrauter.
"Du weißt, ich habe meinen... Leuten den Rücken gekehrt." Für Pytheas hauptsächlich, doch auch, um sich von Cathbads Einfluss zu befreien. Das meiste, wenn auch nicht alles, wusste der Grieche. Die richtig brisanten Dinge wie der geplante Umsturz des römischen Reichs, war nichts für die Ohren des Medicus, doch dass sie hier im Grunde seine Familie und die römische Justiz beschissen, musste ihm klar sein. Immerhin war Calum der Sohn einer Keltin und wenn das publik wäre, so würde die Adoption vermutlich unmöglich. "Und die finden sowas im Allgemeinen nicht so gut. Ich habe natürlich Augen und Ohren in der Stadt. Immerhin habe ich Beziehungen aus meiner Zeit auf... nun, auf der Straße."
Und verdammt, war das praktisch, wenn man in der hohen Gesellschaft verkehrte. Augen bei den Dieben und Bettlern waren unbezahlbar. Tatsächlich reichten seine Beziehungen weit genug, um immer noch einiges zu erfahren - und dann war da ja auch noch Fintan, der ihn als einziger nicht aufgegeben hatte, sich jedoch rar machte in letzter Zeit. Er hatte bereits seine Fühler ausgestreckt im Bestreben, seine Pläne umzusetzen. Cathbad und Ovidius und all die anderen Tyrannen, die tot sein mussten und es dennoch nicht waren. Er plante, Gleichgesinnte zu finden, um auf seine Weise für den Frieden zu kämpfen. Aber... das würde noch dauern. Lange, lange dauern. Aber dann wiederum würde sich Montanus' Geld dabei als hilfreich erweisen.
"Auf der Straße jedoch ist es weit unsicherer als in Iscalis. Ich habe ein paar Leute dabei, um mich zu schützen und bin ja selbst ziemlich wehrhaft. Doch so gern ich dich an meiner Seite hätte, so denke ich, wäre es vielleicht sicherer, wenn du hier bliebest. Sonst hätte ich dich gebeten, mit mir zu kommen."
Falke
|