RE: Tablinum | Visite des neuen Tutor Mulieris
Die Einzelheiten des Testamentes würden sie später besprechen, erst widmete sich Leander den Unterlagen und ließ die Claudia sich ausruhen.
“Ja, das Theater ist eine dieser Ausgaben, die weit über dem liegen, was ich als angemessenes Budget betrachten würde“, stimmte Leander ihrer Einschätzung zu. Ein Theater ganz alleine bauen zu wollen! Leander fand das verrückt, selbst mit den Mitteln ihrer Familie.
“Ich gehe davon aus, dass es eine gut gemeinte Geste war, die deinen Ruhm mehren und dich als Gönnerin der Stadt in den kommenden Jahrzehnten in Erinnerung halten sollte. Aber du solltest dich entscheiden, wie wichtig es dir ist, das fertig zu stellen, und wie lange du dafür auf sämtliche anderen Ausgaben zu verzichten bereit bist. Oder aber, du suchst dir jemanden, der die Kosten mit dir teilt, wie Plautius Montanus, oder, was ich vorschlagen würde: Die Stadt selbst. Immerhin wird es ihr Theater sein, um das die Stadt sich kümmern muss, wenn du in Londinium deine neue Ehe eingehst. Da können sie sich auch an den Kosten beteiligen.“
Leander ging noch ein paar weitere Posten mit der Claudia durch, wobei er mehr und mehr das Gefühl bekam, mit der Decke zu reden, unter der ihr blonder Kopf dabei verschwand.
“Ich will dich deiner weiblichen Freuden sicher nicht berauben. Aber weitere Schulden kann ich nicht guten Gewissens dulden. Wenn sämtliche Londiner Rechnungen beglichen, dein Sklave verkauft und die Theatersituation geklärt ist, gebe ich dir gerne ein monatliches Budget für dein Privatvergnügen frei, das dir die erwünschten Freiheiten lässt und dennoch die Deckung aller Kosten nicht gefährdet. Ich bin zuversichtlich, dass wir uns da einig werden. Aber erst einmal müssen die Schulden verschwinden. Da ich ohnehin nach Londinium reise, kümmere ich mich um die ausstehenden Schneiderrechnungen. Aber bei dem Theater erwarte ich deinen eigenen Einsatz.“ Er sah sich wirklich nicht in der Pflicht, das für sie zu regeln. Sie hatte sich den Schlamassel eingebrockt, sie konnte mit ihrem Augenaufschlag auch ruhig selbst Geldgeber bezirzen.
“Nachdem das also geklärt ist, kommen wir zu deinem Testament. Die Freilassungen sind kein Problem, auch die Pension nicht. Wenn du willst, setzen wir es gleich auf.“
Leander bräuchte nur das nötige Schreibzeug. Während er die juristischen Fachwendungen gewissenhaft niederschrieb, fragte er immer wieder ein paar Dinge. “Wir brauchen einen Haupterben deines Vermögens, einen verheirateten Mann oder einen verwitweten Vater, mindestens.“ Oder solche Dinge wie: “Wenn du verhindern willst, dass jemand bestimmtes einen Anteil des Erbes einklagt, solltest du ihm zehn Sesterzen vermachen. Dann kann er nicht aufführen, vergessen worden zu sein“, und eben auch öffentliche Schenkungen, Zuwendungen, Speisungen, weitere Freilassungen per Testament und eben alles, was man für ein Testament bei diesen Vermögenswerten bedenken musste.
Nachdem Leander schon langsam einen Krampf in der Hand bekam vom Niederschreiben, war das auch einmal geschafft. “Dein Schreiber sollte das in Reinschrift schön aufsetzen, ehe du es vor Zeugen unterschreibst“, meinte Leander schließlich und händigte der Claudia das Papier aus, das jetzt noch von einigen Streichungen und Verbesserungen und gelegentlichen Einschüben geprägt war.
“Gibt es noch etwas, das du besprechen möchtest, Claudia Sabina?“ fragte Leander, da sie ja durchaus nun eine ganze Weile beschäftigt gewesen waren und sie vermutlich genauso geistig erschöpft wie er.
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