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Bibliothek | Letzte Erinnerungen
02-27-2025, 05:11 PM,
Beitrag #2
RE: Bibliothek | Letzte Erinnerungen
Als Morwen feststellte, dass der alte Mann nicht mehr aufwachte, schrie sie laut um Hilfe, bis schließlich der Hausstand soweit versammelt war. Leander war gerade bei den Claudiern, weshalb Phineas losgeschickt wurde, vor der Villa Claudia auf ihn zu warten und ihn dann sofort herzubringen, sobald er hinauskam.

Die Abholung des Hundes wurde von Leander also einstweilen verschoben und er eilte nach Hause, wo sein Vater immer noch in der Bibliothek friedlich auf der Liege lag und die schluchzende Morwen inzwischen von den anderen Sklaven getröstet wurde. Leander trat ruhig und würdevoll zu dem Toten, beugte sich einmal über ihn und gab ihm einen angedeuteten Kuss auf die Stirn. “Möge die Erde dir leicht sein, alter Freund“, sagte Leander leise zu ihm und nahm sich einen Moment, über ihrer beider gemeinsames Leben nachzusinnen, ehe er die nötigen Maßnahmen anordnete.
Alle im Haus würden Trauerkleidung tragen. Ein Trauerkranz wurde an die Tür gehängt, damit die Nachbarn Bescheid wussten, und Leander ordnete an, dass alle sich für die nächsten drei Tage den Bart stehen und die Haare nicht kämmen sollten, als Zeichen der Trauer. Frische Spelzen und Stroh wurde überall auf den Boden ausgestreut, um die Unreinheit des Todes aufzunehmen.
Es wurde ein professioneller Bestatter herbeigeholt, der den Toten mit seinen Gehilfen wusch und einbalsamierte, während Klageweiber lautstark heulten und weinten. In Rom hätte es dafür professionellere Auswahl gegeben, aber Leander nahm, was vorhanden war. Eine Totenmaske wurde vorsichtig angefertigt und mit allerlei Zusätzen versehen, auf dass sie lange halten würde und nicht so leicht schmelzen. Zuletzt wurde der Tote aufgebahrt für die von Leander angesetzte Trauerzeit von drei Tagen, in der alle, die wollten, Abschied nehmen konnten. In Rom hätte es hierfür vermutlich einen größeren Andrang gegeben, hier in Iscalis, wo Seneca jede Person möglichst fern zu halten versucht hatte, war der Andrang eher überschaubar.

Zuletzt wurde in einer kleinen Zeremonie der Leichnam vor die Mauern der Stadt getragen und dort auf einem ansehnlichen Scheiterhaufen schließlich bei Einbruch der Dunkelheit verbrannt. Auch wenn es kalt war, harrte Leander so lange aus, bis zum nächsten Morgen das Feuer heruntergebrannt war und die Glut erloschen. Dann sammelte er eigenhändig die hinterbliebenen Knochen und legte sie sorgfältig in die bereitgehaltene Steinurne, die schließlich ganz zuletzt mit Wachs dicht versiegelt wurde.
Da die Plautier in Britannia kein angemessenes Grabmahl hatten, würde Leander die Urne mit nach Londinium nehmen und dort mitsamt einiger Sklaven der Villa nach Rom schicken, auf dass Senecas Töchter ihn im Mausoleum der Familie bestatten konnten.

Fürs erste aber war damit das Leben von Caius Plautius Seneca endgültig abgeschlossen und die offizielle trauer um ihn von Leanders Seite auch abgeschlossen.
Der Trauerkranz wurde abgehangen, die Streu und die Spelzen hinausgekehrt. Der gesamte Hausstand ging ins nächste Badehaus, um sich zu reinigen und die Bärte abscheren zu lassen und es wurden wieder Alltagskleider angelegt.
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RE: Bibliothek | Letzte Erinnerungen - von Caius Plautius Leander - 02-27-2025, 05:11 PM

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