RE: Basilica
Lucius Petilius Rufus unterdrückte ein Stöhnen.
Das hatte ihm gerade noch gefehlt, dass er jetzt eine größere Untersuchung anleiern musste wegen irgendeines jungen Idioten, der sich als Römer ausgegeben hatte. Diese verfluchte Kleinstadt am Rande der Provinz machte wirklich nur Scherereien und Rufus war einmal mehr gewillt, sie einzustampfen, da sie offensichtlich sehr schlecht verwaltet war. Er würde das einmal mit seinen Beratern durchsprechen, ob er nicht zumindest die kritische Infrastruktur von dort abziehen konnte. Er fragte sich ohnehin, was die dort mitten im Nirgendwo zu suchen hatte. Das war irgendein Überbleibsel der Verwaltung seines Vorgängers.
“Im Namen des Imperator Titus Caesar Augustus divi Vespasiani filius Vespasianus Augustus, Pontifex Maximus, Primus Senatus, Tribunus Plebis Perpetua, Pater Patriae, unter Übereinstimmung mit den Consulen und dem römischen Senat erkläre ich, Lucius Petilius Rufus, als sein Stellvertreter:
Die Anklage gegen Alun, sich unberechtigt und in bösem Willen als Bürger Roms ausgegeben zu haben, ist zulässig. Da der Angeklagte die Tat eingeräumt hat und auf eine Verteidigung seines Falles verzichtet, ist die Verhandlung vor Geschworenen nicht nötig und das Schuldeingeständnis wird akzeptiert. Die strafe für das angeklagte Verbrechen ist das Abschlagen des Kopfes.“
Rufus stand auf. “Folgendes ist mein Urteil: Der Angeklagte Alun, der sich als Lucius Tarutius Corvus ausgegeben hat, soll nackt ausgezogen an eine Furca gebunden werden und so durch die Straßen getrieben werden bis zur Hinrichtungststätte vor der Stadt. Auf dem Weg mag jeder, der ihm begegnet, ihn mit so viel Schimpf und Unrat bewerfen, wie er mag. An der Hinrichtungsstätte angekommen soll er an den Schandpfahl gebunden und ausgepeitscht werden. Schlussendlich soll er in den Dreck gestoßen werden, wo der Henker ihm mit einem Beil den Kopf abschlägt. Der Kopf soll aufgespießt vor den Toren als Warnung dienen, bis die Krähen sich an ihm gütlich getan haben, und dann ohne Zeremonie an einem ruhmlosen Ort verscharrt werden. Dies ist mein Urteil als Legatus Augusti pro Praetore.“
Sodann setzte sich Rufus wieder und gab seiner Wache einen Wink, auf dass diese Beginnen möge. Die Furca musste herbeigeschafft werden, dem Carnifex musste Bescheid gegeben werden, und natürlich brauchte die Stadtbevölkerung auch die nötige Zeit, bis sich das Urteil herumgesprochen hatte. So gab es also eine kleine Pause, während der schon einige Zuschauer nach draußen gerannt waren und draußen lauthals verkündeten: “Der Legat hat einen zum Tode verurteilt! Ein Betrüger wird geköpft!“
Der Legat ließ sich eine Wasserschüssel reichen, um sich die Hände zu waschen, da ein Todesurteil auch den urteilenden immer befleckte und er so symbolisch das Blut von seinen Händen wusch, um weiterhin rein zu sein. Er war zwar schon gnädig gewesen und hatte das Beil anstelle des Schwertes - oder jeder anderen ihm genehmen Waffe - gewählt, weil damit sauberere Schnitte möglich waren und meistens nur zwei oder drei Hiebe nötig waren, bis der Kopf abgeschlagen war. Dennoch musste Rufus mit dieser blutigen Angelegenheit nichts zu tun haben.
Unterdessen hatten die Legionäre die Furca aufgetrieben und fingen an, Alun grob auszuziehen und dann an das Y-förmige Gebilde zu binden. Die Furca war schwer und unhandlich und die meisten Gefangenen fielen damit auf dem Weg ein paar Mal ziemlich unsanft hin und mussten dann von den Legionären erst wieder mühevoll auf die Beine gezogen werden. Aber auch diese Demütigung gehörte zu einem Todesurteil, um der ganzen Welt zu zeigen, dass Verbrechen sich nicht lohnten und Rom immer die Oberhand gewann.
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