RE: [Thorianum B] B-III Weberei der Furiana Nivis
Síofras Worte trafen mich unerwartet tief. Der Verlust ihrer Mutter, die an einem erbarmungslosen Fieber gestorben war– das war so furchtbar! Ich wusste selbst nur zu gut, wie es war, einen geliebten Menschen zu verlieren. Ohne nachzudenken, legte ich das Weberschiffchen beiseite und sah sie an. Sie saß da, die Hände in den Stoff ihrer Tunika gekrallt, die Augen gläsern, als würde sie gegen eine Welle ankämpfen, die sie jeden Moment überrollen konnte..
"Es tut mir leid, Síofra", sagte ich leise. Ich verzichtete auf leere Floskeln oder übertriebene Mitleidsbekundungen. Stattdessen wählte ich schlichte, ehrliche Worte. Denn was konnte man in so einem Moment schon sagen?
Síofra schluckte schwer und kämpfte gegen die Tränen. Ich ließ ihr Zeit.
Doch dann hörte ich die Bitterkeit in ihrer Stimme, als sie von ihrem Vater sprach. Ihre Wut war roh und ungefiltert. Ihr Schmerz war deutlich zu spüren. Ihre Mutter war tot – und ihr Vater? Statt für sie da zu sein, ließ er sie allein. Ich spürte, wie sich meine Kiefermuskeln anspannten. Manche Männer verdienten es nicht, Väter genannt zu werden.
Ich betrachtete sie genauer. Ihre Finger verkrampften sich so sehr im Stoff, als könnte sie sich daran festhalten, als würde er sie zusammenhalten, wenn sie nur fest genug zudrückte. Doch ich sah, was sich dahinter verbarg: Wut, Trauer, Verzweiflung. Alles auf einmal.
"Er sollte sich schämen", sagte ich schließlich. "Seine Frau stirbt, und er... kümmert sich nicht einmal um dich?"
Ich atmete tief durch und erhob mich von meinem Schemel. "Du kannst heute Nacht gerne hier in der Weberei bleiben, wenn du willst. Ich habe Platz," sagte ich ihr.
"Ich meine es ernst", fuhr ich fort. "Du musst nicht zurück, wenn du nicht willst."
Ich wusste nicht, ob sie mein Angebot annehmen würde. Aber sie sollte wissen, dass sie eine Wahl hatte. Dass sie nicht allein war.
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