RE: Die Hochzeit von Deirdre und Owain
Ich hatte am Morgen im Fluss gebadet, das kalte Wasser weckte meine Sinne und reinigte nicht nur meinen Körper, sondern auch meinen Geist für das, was vor mir lag. Nun trug ich meine beste Hose aus braun-grün kariertem Wollstoff und eine sandfarbene Tunika darüber. Mein lederner Gürtel saß fest um meine Hüften, daran das kleine Säckchen mit dem bronzenen Armreif, den ich Brigid opfern wollte.
Als ich mich auf den Weg zur Quelle machte, spürte ich eine vertraute Ehrfurcht. Ich war schon einige Male hier gewesen. Doch heute fühlte sich alles anders an. Heute stand ich nicht als einfacher Besucher hier, sondern als Mann, der sein Versprechen vor der Göttin und den Menschen, die ihm wichtig waren, ablegen würde.
Die letzten Sonnenstrahlen des Spätherbstes spielten zwischen den bunten Blättern, während ein sanfter Wind durch die Zweige strich und sie leise rascheln ließ. Die Kühle der Luft versprach den nahenden Winter, doch hier, an diesem heiligen Ort, lag eine besondere Wärme die nicht von der Sonne herrührte, sondern von der Sorgfalt, mit der alles vorbereitet worden war: Mit geschickten Händen hatte man die Lichtung geschmückt, Zweige kunstvoll verflochten und bunte Bänder befestigt, die sich sanft im Wind bewegten.
Mein Blick fiel auf Deirdre, die bereits dort stand. Ihr Haar glänzte wie Rotgold im Licht, und in ihrer Hand hielt sie das gewebte Band – ein sichtbares Zeichen dessen, was wir einander versprechen würden. Sie war wunderschön, und für einen Moment konnte ich nichts anderes tun, als den Anblick in mich aufzunehmen.
Neben ihr stand ihre Schwester, die sie liebevoll in die Arme schloss, so gut es ihr runder Bauch zuließ. Die Szene vor mir wirkte so selbstverständlich, so richtig. Ich ließ meinen Blick über die geschmückte Lichtung schweifen, über die Quelle, die ruhig und zeitlos in ihrem steinernen Bett lag. Alles an diesem Moment fühlte sich bedeutungsvoll an.
Mit einem tiefen Atemzug trat ich näher. Ich war bereit.
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