RE: Peristyl - der Säulenhof
Es war bereits Winter und eine Woche nach Saturnalia, aber ich fand ein wenig frische Luft im geschützt überdachten Peristylium würde mir beim Weben nicht schaden. Die meist schmollende Saturnina saß neben mir und hantierte lustlos mit ihrem kleinen Kinderwebstuhl, was mich ungemein reizte, während Cassia Übungen mit ihrem Hund durchführte. Nachdem ich schon wieder ein Kind unter dem Herzen trug, hatte ich nur wenig in der Frühe gegessen, damit es mir nicht wieder hochkam und auch die Nachricht über ein weiteres Geschwisterchen hatte Saturnina nicht erfreuen können. Im Gegenteil...sie war seit dem Tag nach Saturnalia, wo ich es ihr erzählt hatte, noch unleidlicher. Ich wusste wirklich nicht, was mit dem Kind los war. Sie schien störrischer und eigensinniger mit jedem Tag zu werden.
Immerhin beruhigte mich die Tätigkeit des Webens und machte mich ausgeglichener, als mich das Gebell des Hundes aus den Gedanken riss. Seit neuestem hatten wir auch einen Hundewelpen in der Villa, den Cassia anscheinend an Saturnalia bei der Tombola gewonnen hatte und nachdem ich Saturnina verboten hatte mit dem Tier zu spielen, hatte sich das Drama nur verstärkt. Ich hatte die Sklavin angemahnt, dass sie dem Hund beibringen musste, dass er sich benimmt, sonst konnte er nicht in der Villa bleiben und regelmäßiges Baden war ein absolutes Muss, da ich kein stinkendes oder schmutziges Tier im Haus duldete. "Maaaama, kann ich mit Cassis Hund spielen bitte? Bitte!" quängelte es wieder an mein Ohr und ich seufzte laut.
Ehe ich aber meiner Tochter noch verständlich machen konnte, dass das Weben wichtiger war als das Hündchen oder Spielen mit Cassia, kam ein Sklave mit dem natürlichen Sohn meines Gatten ins Peristylium. Der Junge wuchs wie eine Rübe und würde großgewachsen sein und gutaussehend wie sein Vater musste ich neidlos anerkennen. Wenn da nicht der Rotstich in der Färbung des Jungen und ein wenig Grün in seinen Augen wäre, hätte man nicht sehen können, dass der Junge ein Halbblut war und von einer keltischen Dirne abstammte. Ich war nicht eifersüchtig auf die Mutter des Jungen, aber ich hoffte doch, dass unsere ehelichen Söhne von besserem Geblüt waren und ihren Halbbruder überflügeln würden. Aber bis dahin würde ich natürlich alle Kinder meines Gatten so behandeln, wie er es von mir erwartete - mit Fürsorglichkeit.
Ich hatte ehrlich gesagt vergessen, dass das heute war, aber mit der Ankunft des kleinen Tiberius war ohnehin jede Liebesmüh vergeben und zack lag der Kinderwebrahmen schon in der Ecke und Saturnina flog ihrem Halbbruder in die Arme. "Saturnina, benimm dich. Du zerknautschst Tiberius' Toga. Sei nicht so wild!" rief ich noch hinterher, ehe mich ein weiterer Anfall von Übelkeit plagte und ich mich abwenden musste. Auch der Junge hatte den Hundewelpen entdeckt und ich musste einsehen, dass ich auf verlorerem Posten stand. Seufzend atmete ich durch, damit die Übelkeit abflaute, ehe ich Phoebe das Feld überließ, damit diese Cassia anwies sich um die Kinder zu kümmern. Ich musste mich erst einmal ausruhen.
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