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Gadrianus, der gut mit Aidan bekannt war und ihn "Victor" nannte, hatte diesen und Catia mit einem Einspänner abgeholt. Er wusste wohl, wie Jungens sind und hatte für Aidan einen Reisemantel mitgebracht, der einem seiner Söhne gehörte, damit die feine Toga nicht litt und den seiner Frau Senia für Rhea, die jetzt aber nicht mitfuhr sondern eben Catia. Also bekam sie den Mantel für die Reise. Am Stadttor standen sie im Stau, und dann fuhren sie einen Umweg, weil an Markttagen kein Durchkommen in der Innenstadt war. Catia jedoch, sie hatte den Arm um Aidan gelegt und beide waren sie gut eingekuschelt, langweilte sich keine Minute. Es gab so viel zu schauen und zu bewundern. Die meisten Häuser waren aus Stein, und Römer und Kelten wuselten durcheinander, aber auch Menschen aus ganz anderen Ländern waren zu sehen, sogar welche aus den Reichen tief im Süden, in denen die Sonne so sehr brennen musste, dass sie ihre Haut wie schwarzes Holz verfärbte. Dazu so viele bunte Kleider und verschiedene Waren, die in verschiedenen Behältnissen transportiert wurden.
Dann hielten sie vor der Villa Furia, und nun staunte Catia noch mehr. Denn Aidan hatte ihr zwar gesagt, dass sein Vater ein Römer war, doch nicht, was für eine Art Römer. Er schien ein reicher Mann zu sein.
Gadrianus half Catia und Aidan beim Absteigen: " So, junger Herr Victor, jetzt sind wir da!", sagte er lächelnd. Denn das war die Strecke hinweg Aidans ständige Frage gewesen.
Catia musterte den Jungen prüfend, entfernte mit einem Zipfel ihrer eigenen Tunika, an dem sie Aidan lecken ließ, etwas Reiseschmutz aus seinem Gesicht und kämmte noch einmal sein dunkles Haar. Sie nahm ihn bei der Hand.
" Die Sklavin, die euch empfängt, heißt Cassia", sagte Gadrianus, der über den Inhalt des Briefes seines Patrons informiert war: "Ich hole euch beide wieder zur zehnten Stunde hier vor der Haustür ab", das war etwa eine Stunde, bevor es dunkel wurde.
Catia und Aidan bedankten sich, und Gadrianus tippte sich mit seiner Fuhrpeitsche an die Stirn, bevor er sich wieder auf den Weg machte.
"Meine Schwester hier heißt Nina und mein Bruder Carus", plauderte Aidan: "Ich aber bin der Größte. Wie daheim bei Mama"
"Du bist ein großer, tüchtiger Junge, und sie werden sich über deinen Besuch freuen", sagte Catia. Sie klopfte an die Haustür.