Ich gab mich gekonnt empört, als sie meinte, ich wäre schlimm, lachte aber gleich darauf und grinste dann breit.
“Weiß ich ehrlich gesagt nicht. Wie gesagt, der Mann ist sehr dankbar, wenn er eine intelligente Frau zum reden hat. Wir haben uns einfach nur unterhalten. Damals, auf dem fest des Statthalters. Und naja, danach haben wir uns weiterhin unterhalten. Wenn er wöllte, würde ich es schon einfädeln, glaub nicht, dass ich abgeneigt wäre. Aber es ist wirklich schön, von einem Gönner tatsächlich als Hetäre wertgeschätzt zu werden und nicht nur wie eine etwas teurere Prostituierte behandelt zu werden.“ Sex zu finden war wirklich nicht schwer, wenn es mir daran mangelte. Aber einen wohlhabenden Gönner, der einfach nur gerne Zeit mit mir verbrachte? Das war herrlich.
Sabina erzählte dann irgendwas davon, dass sie auf Getreide gepinkelt hatte, was ich schon reichlich skurril fand. Vermutlich sah man das auch an meinem Gesichtsausdruck.
“Ich glaube nicht, dass Getreide mehr weiß, als Menschen. Von Urin fang ich gar nicht erst an!“
Ja, manche Leute putzten sich die Zähne mit Urin, damit sie weißer wurden, und die Wäschereien, Färbereien und Gerbereien brauchten das Zeug. Aber trotzdem. Als ob das Getreide nicht genauso irgendwann keimen würde, wenn ein Mann drauf pinkeln würde!
Wir unterhielten uns noch ein wenig mehr, auch in den nächsten Tagen, bis Sabina schließlich dann doch abreiste. Sie wollte, dass ich einen Brief an Saturninus unterschreiben sollte, und ich hob abwehrend die Hände.
“Oh nein, der soll gar nicht erst erfahren, wo ich denn nun bin. Am besten, er vergisst mich einfach, dann muss ich mir schon das Gejammere nicht anhören“, winkte ich ab. Aber ganz im ernst, ich hatte wirklich nicht vor, mir das auch nur einen Moment länger anzutun, als nötig. Im Moment waren wir im Guten auseinandergegangen, aber ich kannte Saturninus: Er war ein habsüchtiges, schnell beleidigtes Kind, das sicher wütend wurde, wenn sein Spielzeug weg war.
“Aber ich würde dir gerne einen Brief mitgeben an meinen Freund Narcissus. Natürlich schickst du dann in Iscalis einen Boten, um ihn überbringen zu lassen, aber für den Weg bis dort kannst du ihn ja mitnehmen.“
Also gab ich ihr ein versiegeltes Brieflein mit.
Kiki grüßt den nicht ganz so lieben Narcissus!
Ich schreibe dir, damit du dich nicht fragst, wo ich so lange bleibe. Die Antwort ist nämlich einfach: In Londinium. Dieses kleine Nest im Nirgendwo ist einfach nichts für mich, erst recht nicht, seitdem Aglaia weg ist und Olympias mit diesen beiden strohdummen Schnepfen angetanzt kam. Wenn sie den Laden in einen billigen Puff verwandeln will, kann sie das gerne ohne mich machen.
Ich werd in ein paar Tagen auch jemanden beauftragen, um noch meine zurückgelassenen Kleider abzuholen. Dann kann ich dir auch sagen, wo genau ich wohnen werde, im Moment hab ich mich noch nicht entschieden. Aber falls du mich dann mal in einer richtigen Stadt besuchen willst und genug von diesem langweiligen Kaff hast, kannst du mich ja dann mal besuchen.
|