RE: Beim alten Hügelgrab - ein Samhain-Nachttraum
"Wir richten Verräter hin, Carissima. Doch niemals töten wir schwangere Frauen. Erst wenn das Ungeborene das Licht der Welt erblickt hat, führen wir sie zur Hinrichtung. Das Kind aber geben wir ihrer Familie oder dem, wer immer es aufziehen will", sagte Saturninus, und die letzten Worte rief er in die aufgebrachte Menge der Kelten, auch wenn sie ihn nicht verstanden:
"Hört ihr! Niemand führt Krieg gegen Ungeborene! Das ist Unrecht! Tötet mich auf alle erdenklichen Weisen, doch lasst die Königin ihr unschuldiges Kind gebären"
Der junge Römer wies auf sich, dann wieder auf seine Geliebte, dann fiel er, der stolze Patrizier, auf die Knie und was Schläge nicht erreicht hatten, das erreichte sein drängendes Flehen jetzt. Er küsste den Boden, er hätte auch die Füße des neuen Königs und dessen Gewandsaum geküsst. Er bat um Gnade und Mitleid, nicht für sich, nicht einmal mehr für Niamh, sondern nur für ihr gemeinsames Kind, das noch im Mutterleib war.
Doch als der Druide sich erhob, und das Urteil verkündete, ahnte Saturninus, dass sie verloren waren. Über die Grausamkeit dieser barbarischen Priester machte er sich keine Illusionen.
Und er dachte an das Unrecht von Mona, der Insel der Druiden und Priesterinnen, an die Neugeborenen, die hatten sterben müssen. Rom hatte damals über die Götter gespottet. Und die Götter hatten sich Zeit gelassen, diese Rechnung zu begleichen. Nun traf sie sein eigenes Kind.
"Meine Teuerste, meine Geliebte", sagte er mit einem zaghaften kleinen Lächeln: "Ich bereue nichts von dem, was zwischen uns gewesen war, es waren Treue und Liebe! Ich bereue nur, dass ich der Grund für euer beider Tod sein muss"
Wenn er nur noch einmal ihre Hand halten, einmal noch sein liebstes Herz umarmen dürfte. Aber da waren die Fesseln, da war das drohende Urteil, da war kein Erbarmen.
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