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Beim alten Hügelgrab - ein Samhain-Nachttraum
02-01-2025, 01:13 AM,
Beitrag #33
RE: Beim alten Hügelgrab - ein Samhain-Nachttraum
Ich sah ihn an, diesen Mann, der so viel für mich bedeute und für den ich so viel aufgegeben hatte. Suibhne.. oder Saturnus, wie ich ihn nun nannte, mit seinem schwarzbärtigen Gesicht und den dunklen Augen, in denen immer noch diese unbeirrbare Liebe lag. Er lächelte mich an, trotz der Fesseln, trotz der Reiter um uns, trotz der Unausweichlichkeit dessen, was nun folgen würde. Er fragte leise, was sie nun mit uns machen würden. Die Antwort kannte ich. Sie lag so schwer in meinem Herzen, dass ich kaum zu atmen wagte. Súileabhán mochte nun König sein, aber ich kannte ihn gut und ich wusste,was er tun würde, da er erkannt hatte, dass er mich nun endgültig verloren hatte. Er war nicht dumm und sah sofort, dass es keine Entführung gewesen war, die mich hatte verschwinden lassen. Ich, die Königin war mit meinem römischen Sklaven durchgebrannt.

Ich antwortete Saturnus nicht sofort. Stattdessen sah ich ihn an, und mein Herz wurde mir schwer, als ich an unser ungeborenes Kind dachte. Was hätte ich sagen sollen? Dass sie mich in Schande zurückbringen würden, um mich für meinen Verrat zu strafen? Dass sie ihn, den Feind, kaum am Leben lassen würden? Dass es kein Entkommen mehr gab?
Ich hob den Kopf, sah ihm direkt in die Augen, und als ich endlich sprach, klang meine Stimme ruhig, fast sanft: "Was macht man in deinem Land mit einem Verräter?"


~~~

Der Heimweg war lang und voller drückender Stille. Súileabhán ritt an der Spitze des Zuges. Sein Blick war geradeaus gerichtet und unbewegt wie aus Stein. Hinter ihm wurden seine beiden Gefangenen auf zwei Pferden gefesselt transportiert, umringt von schwer bewaffneten Kriegern. Die Hunde liefen lautlos nebenher, als hätten sie die drohende Schwere der Lage verstanden.

Als der Zug nach einigen Tagen endlich Dún Ailinne erreicht hatte, warteten schon die versammelten Krieger und Untertanen des neuen König, In ihren Gesichtern spiegelten sich Neugier, Anspannung und Zorn wider. Súileabhán hielt sein Pferd an, hob die Hand zum Zeichen, dass Stille einkehren sollte, und sprach mit fester Stimme:
"Ihr alle kennt sie: Niamh. Sie war eure Königin und hat euch alle verraten! Denn sie ist mit dem Feind fortgegangen. Mit dem Rómhánaigh hat sie sich eingelassen! Sie hat unser Blut beschmutzt, denn nun trägt sie sein Kind unter ihrem Herzen!"
Ein Raunen ging durch die Menge, einzelne Stimmen wurden laut: "Verrat!" – "Schande!" – "Die Götter werden uns strafen!"
Súileabhán ließ ihnen einen Moment, dann fuhr er fort: "Was tut man mit einem Verräter? Was tut man mit einem Feind, einem Sklaven, der eine unserer Frauen geschändet hat?" Der König sah in die Gesichter seiner Untertanen und seiner Krieger. Die Antwort erhielt er von dem Greis der sich am Rande der Menge eingefunden hatte.
"Man opfert sie den Göttern!" rief seine donnernde Stimme. Es war der alte Druide Mogh Ruith. Sein langer Bart bewegte sich mit jedem Atemzug und seine Augen funkelten wie das Licht von lodernden Fackeln. Er trat vor. In seinem zerfurchten Gesicht stand Zorn und Entschlossenheit.
"Die Götter verlangen einen Ausgleich! Königin Niamh hat das Gleichgewicht zwischen den Welten gestört, indem sie sich mit dem Feind vereinte! Sie muss sterben, so wie der Mann, der sie verdorben hat! Nur ihr Blut kann unsere Ordnung wiederherstellen!"
Die Menge tobte, die Entscheidung war gefallen. Niamh blickte stumm in Súileabháns Gesicht. Da war kein Zögern, keine Milde. Nur ein kaltes Urteil.


"Wir werden sterben, mo croí," sagte ich leise meinem Geliebten. Es war mir ein Trost, dass wir gemeinsam in den Tod gehen würden.
[Bild: 1_29_07_23_5_35_37.png]
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RE: Beim alten Hügelgrab - ein Samhain-Nachttraum - von Furiana Nivis - 02-01-2025, 01:13 AM

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