RE: Cubiculum | Regeln einer (glücklichen) Ehe
Nicander sprach mit einer Sanftheit, die mich sehr berührte. Seine Worte waren so sorgsam gewählt und schienen die Luft zwischen uns mit einer unerträglichen Schwere zu füllen. Die Frage, wie sehr ich meinen Ehemann liebte, traf etwas in mir, das ich nicht so einfach beantworten konnte.
"Wie sehr ich ihn liebe?" wiederholte ich seine Frage, fast mehr zu mir selbst als zu ihm, und suchte nach einer Antwort. Mein Blick senkte sich auf meine Hände, die in meinem Schoß ruhten. Sie zitterten leicht.
"Leander … Der Dominus ist ein guter Mann. Ich sehe, dass er mir nur Gutes will, dass er mir Raum gibt und mich nicht bedrängt." Ich hielt inne und ließ meinen Blick über Nicanders Gesicht gleiten, das so viel mehr verriet, als Worte es je könnten. "Dafür bin ich ihm auch sehr dankbar. Aber.."Ich spürte, wie die Tränen in meinen Augen brannten. "Aber ich kenne ihn doch kaum. Und ich weiß nicht, ob ich jemals so fühlen kann, wie ich fühlen sollte," schluchzte ich. Doch nach einer Weile brach es aus mir heraus."Er macht es mir aber auch nicht sehr einfach. Warum sagt er nie etwas ... liebevolles zu mir? In seiner sachlichen und nüchternen Art wirkt er manchmal so kühl und ... und unnahbar. Wie soll ich da etwas für ihn empfinden?".“ Die Wahrheit auszusprechen war wie ein Stich ins Herz, und ich fühlte mich schuldig, obwohl ich wusste, dass ich nichts falsch gemacht hatte.
"Nicander," unterbrach ich ihn, bevor er weitersprechen konnte. Meine Stimme war brüchig, aber fest genug, um ihn innehalten zu lassen. "Leander ist sehr nett. Er hat mir geholfen und dafür bin ich ihm dankbar und ich respektiere ihn. Aber … ist das Liebe?" Ich sah ihn an, suchte in seinem Blick nach einer Antwort, die ich selbst nicht finden konnte. "Ich weiß es nicht. Und diese Ungewissheit … sie macht mich fertig."
Die Stille, die folgte, legte sich schwer auf meine Schultern. Nicander sah mich an, sein Blick voller Verständnis und doch auch von etwas anderes. Vielleicht war es Schmerz. Ich war mir nicht sicher.
Als er mich fragte, ob ich ihn fortschicken würde, schüttelte ich energisch den Kopf. "Nein, Nicander. Ich könnte das niemals übers Herz bringen. Ich brauche dich doch." Hätte er mich gefragt, ob ich ihn liebe, wäre es mir leichter gefallen, ihm zu sagen, dass ich für ihn etwas empfand. Meine Stimme brach, und ich senkte den Blick. "Aber es ist falsch. Alles daran ist falsch."
Wäre ich ein Vernunftsmensch, wie Lander, wäre nun wahrhaftig der richtige Moment gewesen, um Nicander hinauszubefehlen. Doch ich wollte, dass er blieb. Dass er mich tröstete. Dass er mir half, die Verwirrung in meinem Inneren zu ordnen, auch wenn ich nicht wusste, ob das möglich war. Oder ob es mich nur noch weiter ins Ungewisse stürzen würde. "Vielleicht werde ich irgendwann lernen, Leander so zu lieben, wie er es verdient. Aber bis dahin… ich brauche einfach Zeit."
Die Stille, die auf meine Worte folgte, war wie ein dunkler Schleier, der uns beide umhüllte.
![[Bild: 3_15_08_22_9_37_19.png]](https://adlerchronik.de/gallery/3_15_08_22_9_37_19.png)
Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
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