RE: Beim alten Hügelgrab - ein Samhain-Nachttraum
Saturninus aber schenkte der alten Hütte keinen zweiten Blick. Ein Fieber hatte ihn erfasst, eine Rastlosigkeit. Er wollte nur noch fort! Als er aber sah, dass Niamh weinte, sprach er: "Mein Herz, weine nicht, dir und unserem Kind soll es immer gut gehen, das schwöre ich bei allem, was mir heilig ist", dann nahm er sie in den Arm, sie wanderten fort, und er zeigte ihr endlich sein Boot. Und er erzählte ihr von Colla, wie er ihm geholfen und was er ihm versprochen hatte. Als Niamh sagte, sie sollen doch lieber ein Curragh nehmen, das war ein hibernisches Boot aus Gerberlohe und Eschenholz, antwortete er jedoch leicht verstimmt:
"Wenn ich ein Curragh hätte bekommen können, würdest du es vor dir sehen, Carissima.
Dies hier ist ein gutes, römisches Boot. Es wird uns sicher nach Britannien bringen. Jetzt lass uns auf Colla warten, der mir versprochen hat, uns überzusetzen"
Und sie warteten auf Colla, den Fischer. Doch er kam nicht. Stattdessen aber kamen flink wie Pfeile die Hunde der Königin, die sich freuten, ihren Pfleger nach so vielen Monden wiederzusehen, die sich schwanzwedelnd um ihre Herrin drängten, da sie sie wiedergefunden hatten. Und es kamen Reiter, angeführt von Súileabhán selbst, der nun König von Hibernia war und Tribute von Rom empfing.Nach so langer Zeit waren die Liebenden aufgestöbert worden. Nicht Wald, nicht Klippen, noch Schweigen verbargen sie mehr.
Niamh blieb stehen, starr und in ruhiger Würde blickte sie den Ankömmlingen entgegen.
Hatte Colla denn die Flucht verraten? Saturninus durchfuhr dieser Gedanke, aber er konnte nicht lange über Verrat nachgrübeln, denn da befahl schon der König: "ERGREIFT SIE!"
Der schwarzbärtige Römer riss eine der Planken des Bootes ab und stellte sich schützend vor seine Frau. Die ersten beiden Krieger, die sie erreichten, schlug er nieder, und er drehte sich von einer Seite zur anderen wie ein Keiler, der in die Enge getrieben wurde. Doch so tapfer er kämpfte, die Feinde waren in der Überzahl. Sie ergriffen sie; Niamh mit etwas mehr Respekt, ihn den Feind weit grober, und brachten sie gebunden vor Súileabhán.
Die ganze Zeit sah der König hoch zu Ross zu. Es war ihm anzumerken, dass er nur genau begriff. Das war keine Entführung gewesen. Beide, die Königin und ihr Sklave, waren sie gemeinsam fortgelaufen.
Trotz seiner Niederlage lächelte Saturninus Niamh zu. In seinen dunklen Augen lag all seine Liebe:
"Carissima, was werden sie nun mit uns machen?", fragte er leise.
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