Saturninus war es, als griffe eine kalte Hand nach seinem Herzen. Im Grunde seines Wesens war er ein frommer Mann. Wenn Corvus...Alun jetzt über ihn kam, so war das eine Strafe der Götter. Er hatte es geahnt, er hatte es im tiefsten Inneren immer gewusst. Es gab etwas in diesem grauen, nebelverhangenem Land, unfassbar, grauenerregend, und es verschlang Vernunft und Bürgersinn wie Morast die Schritte eines Wanderers im Nebel verschluckte.
"Was auf Mona geschah, war Unrecht gewesen", sprach er schließlich:
"Man hätte die Priesterinnen nicht schänden dürfen. Aber heutzutage achtet Rom sie ja fast wie Vestalinnen. Der Kaiser von damals ist bereits tot und begraben, und die Erinnerung an seine Taten wurde für immer aus den Annalen getilgt. Nero war frevelhaft. Unser jetziger Kaiser Titus jedoch tut wie sein göttlicher Vater Vespasian schon alles, um dieses Land zu befrieden und euch Kelten Ordnung und Gerechtigkeit zu bringen. Du warst doch dabei, als der Legat Augusti persönlich eine Keltin aus seinem Privatvermögen entschädigt hat, weil ein Römer ihren Sohn erschlug. Du hast sie vor Gericht vertreten. Sage, hätte sie soviel Gnade vor ihren eigenen Fürsten gefunden?", der Furius schrie fast, dann wandte er sein Gesicht einen Moment ab. Alun hätte die Frau gar nicht vertreten dürfen, fiel ihm ein, doch das war noch das geringste Übel an Aluns Geständnis.
"Du bist also der Sohn einer der geschändeten Priesterinnen? Und ein Druide hat dich aufgezogen? Die dürfte es gar nicht mehr geben, jeder Druide wird sofort hingerichtet, sollten wir seiner habhaft werden!Bei den Göttern, hört das denn nie auf?
Undankbares Keltenpack! Bei all dem, was wir für euch getan haben und immer noch tun! Dieses Britannien hat Rom mehr gekostet, als es ihm eingebracht hat!", Aluns Worte drangen zu ihm, brannten sich in sein Bewusstsein wie Säure:
"Du bist also nicht nur ein falscher Bürger, du bist dazu noch ein druidischer Spion? Dein Auftrag war, Rom zu schaden! Du hast aber nicht Rom geschadet, mir hast du vor allen Dingen geschadet....", das hatte er durchaus. Saturninus war klar, dass er in Petilius Rufus Augen fast genauso mit drinhing wie sein Gefangener. Wer hatte dem Spion denn in gutem Glauben die Tür zu Informationen geöffnet, die die Provinzverwaltung betrafen? Es konnte sehr gut sein, dass er, Saturninus, als unfähig seines Posten enthoben wurde....
"Ich kann dir nicht sagen, ob dein mörderischer Druidenfreund fahrlässig oder gezielt gehandelt hat. Seinesgleichen steckt Menschen in Körbe und verbrennt sie bei lebendigem Leib. Sie sind wahnsinnig und grausam, weshalb Rom sie verboten hat, obgleich wir uns sonst nie in Glaubensdinge in den Provinzen einmischen. Doch deine Druiden sind Feinde der ganzen Welt und aller Menschen. Vielleicht wollte er dich einfach tot sehen, Tarut.... Alun!"
Saturninus schüttelte den Kopf. Sein Mitgefühl war über dem Verrat, der an ihm begangen worden war, erst in Erschütterung, jetzt aber in puren Hass umgeschlagen. Der Hass war umso tiefer, da er Alun aufrichtig gerne gehabt hatte:
"Aber du wirst nicht sterben, zumindest nicht jetzt. Du wirst am Leben bleiben, dafür sorge ich persönlich. Ich schaffe dich nach Londinium, und wenn es das Letzte ist, was ich tue, selbst wenn es mich meinen eigenen Kopf kostet!"