Willkommen im Forum, Bitte Anmelden oder Registrieren

Cubiculum | Regeln einer (glücklichen) Ehe
01-26-2025, 03:48 PM,
Beitrag #9
RE: Cubiculum | Regeln einer (glücklichen) Ehe
Ich hatte nicht erwartet, dass der Herr für die Herrin und mich eine Art Schlafgemach vorgesehen hatte. Ich hatte bei mir gedacht, dass doch ich mich hierher schleichen würde, wenn alles schlief oder am Tage, dass es einen abgeschiedenen Raum irgendwo im Haus gäbe, in dem ich der liebsten Norbana Orestilla zeigen würde, was sie wissen sollte. 
Daher sagte ich: " Herr, die Schlafsituation ist mir nicht unangenehm, und es steht dir zu, jedes Wort zu hören, das in deinem Haus gewechselt wird" Ich war ein mittelloser Schauspieler gewesen und hatte an weit unangenehmeren  Plätzen übernachten müssen, als es die Domus Plautia war,  doch da hatte er schon entschieden. Die Domina sollte in das freiwerdende Sklavinnenzimmer umziehen, das kahl und ohne Hypocaustum war. Die Sklavinnen würden dieses so schöne Zimmer bekommen, in dem wir uns gerade befanden. Ich konnte mir vorstellen, wie es Innogen freuen würde. 
Der Herr, obgleich er Ehrlichkeit gefordert hatte, bestrafte nun für meine Begriffe gerade diese Ehrlichkeit, wobei nicht ich der Bestrafte war, sondern die liebste Domina. Auch sie, eben noch sicher ihrer selbst, schien es zu spüren. Sie senkte das braungelockte Haupt, ihre zarten Hände zitterten. 

Ich Schaf, ich großes! Vor lauter Liebeswahn hatte ich die Anzeichen nicht bemerkt. Nicht kalt wie Marmor war der Herr, sondern wir hatten ihn gekränkt damit,  da wir so rasch auf seine Bedingungen eingegangen waren. Er durfte ja nichts anderes denken, als dass Norbana Orestilla ihn wirklich verabscheute, und so ging er jetzt.

Norbana Orestilla hatte meine Hand nicht ergriffen. Sie ging zu ihrem Bett, setzte sich und starrte ins Leere. Sie tat mir unendlich Leid, und auch der Dominus tat mir Leid, da beide Menschen so hoffnungslos aneinander vorbei agierten, obwohl sie doch zusammen kommen sollten. 

Wieder setzte ich mich neben sie auf den  Boden, die Arme um meine Knie geschlungen. Das Geschehene hatte mich sehr ernüchtert. 
Hätte der Herr dagegen mich bestraft, so hätte es mir nichts ausgemacht. Doch dass meine süße Norbana Orestilla litt..

"Meine liebste Herrin, ich habe dir schlechten Rat gegeben", sagte ich sehr betrübt in eine unbestimmte Richtung:
"Ich dachte, wenn wir tun, was dein Ehemann so offensichtlich will, so wird er dich umso mehr lieben. Doch sein Wille, den er uns kundgetan, ist nicht, was er wirklich erhoffte"
Wäre Plautius Leander meinesgleichen gewesen, ich wäre ihm nachgelaufen und hätte ihm den Kopf gewaschen.  So wie Caligula ab und an seinen Tod vortäuschte, um zu sehen, wer sich darüber freute, so hatte auch Orestillas Ehemann sie förmlich auf die Probe gestellt. 

Noch einmal verfluchte ich meinen mangelnden Scharfsinn. Ich hatte nämlich gedacht, es ginge dem Plautius einzig darum, sich nicht die Mühe machen zu müssen, um die Zuneigung einer Jungfrau zu werben. Warum erfreute er sie nicht mit kleinen Aufmerksamkeiten? Sie war die liebste und schönste Blume von Iscalis, doch er sagte es ihr nicht. Ein Mann musste kein Adonis sein, um eine Frau zu gewinnen. Er musste nur aufmerksam sein. Ein Küsschen hier, ein Streicheln dort. Ach, je mehr ich nachdachte, desto verfahrener wurde es:

"Verzeih mir, liebste Domina. Wenn du möchtest, dass ich bleibe, so bleibe ich bei Dir. Doch wenn du mich wegschickst, so schlafe ich auf deiner Türschwelle und bewache deinen Schlaf" 

Jeder der vorbei ging, würde mich auf der Türschwelle erblicken, und die Tugend meiner Herrin wäre wie eh und jeh über alle Zweifel erhaben.
[Bild: 1_26_01_24_4_43_25.jpeg]
[Bild: 3_15_08_22_9_43_44.png]
"Scheinsklave" Norbana Orestilla
Zitieren
 


Nachrichten in diesem Thema
RE: Cubiculum | Regeln einer (glücklichen) Ehe - von Nicander - 01-26-2025, 03:48 PM

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 4 Gast/Gäste