RE: Cubiculum | Regeln einer (glücklichen) Ehe
Nicander reichte mir seine Hand. Ich sah, wie sie leicht zitterte, und mein Blick fiel auf sein Gesicht. Sein Lächeln war warm, fast zärtlich, und für einen Moment spürte ich, wie mir die Hitze in die Wangen stieg. Doch bevor ich reagieren konnte, hörte ich Leanders Stimme. Seine Worte schienen den Raum mit einer unerwarteten Kühle zu füllen.
Ich richtete mich ein wenig auf und wagte einen Blick in seine Richtung. Während er sprach, spürte ich, wie sich meine Hände in den Falten meiner Tunika verkrampften. Ich versuchte, seinen Gesichtsausdruck zu deuten, suchte nach einem Hinweis, was er wirklich dachte. Aber er wirkte so ruhig, fast unnahbar, und das verunsicherte mich noch mehr.
Als er sagte, dass er gehen würde, stockte mir der Atem. Ich wollte etwas sagen, ihn bitten zu bleiben oder mich entschuldigen, aber die Worte blieben mir im Hals stecken. Stattdessen stand ich einfach da und sah zu, wie er den Raum verließ. Die Tür fiel leise ins Schloss und eine unangenehme Stille breitete sich aus. Meine Hände rutschten von der Tunika und ich starrte auf die Tür, hinter der er verschwunden war.
Was war gerade geschehen? Hatte ich ihn verletzt? Ja, ganz sicher! Die ganze Situation war einfach surreal. Ich senkte den Blick und merkte, wie meine Finger zitterten. In meiner Brust bildete sich ein Knoten und ich kämpfte gegen die aufsteigende Unruhe an.
'Er tut mir so leid', dachte ich plötzlich und erschrak über diesen Gedanken. Mein Magen zog sich zusammen, als ich an sein Gesicht dachte, an die Ruhe, die er ausgestrahlt hatte. Wie konnte er so ruhig sein? War er wirklich so gleichgültig? Ich schloss für einen Moment die Augen und atmete tief durch. Ich wollte verstehen, was in ihm vorging, aber gleichzeitig spürte ich, wie ich mich immer weiter von ihm entfernte.
Ich hob den Kopf und schaute Nicander an. Er stand immer noch da, mit ausgestreckter Hand und hoffnungsvollen Augen. Aber ich konnte sie nicht ergreifen. Stattdessen drehte ich mich langsam um, ging zu meinem Bett und ließ mich darauf fallen. Meine Gedanken waren bei Leander. Sein Rückzug schien eine Niederlage zu sein, nicht für ihn, sondern für mich.
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Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
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