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Cubiculum | Regeln einer (glücklichen) Ehe
01-25-2025, 10:12 AM,
Beitrag #5
RE: Cubiculum | Regeln einer (glücklichen) Ehe
Nicander trat ein, die Tür fiel leise ins Schloss. Mein Herz begann unruhig zu klopfen, und ich konnte nicht verhindern, dass mein Blick ihn suchte. Er war im Badehaus gewesen – seine Tunika war frisch, und seine dunklen Locken lagen ordentlich. Für einen kurzen Augenblick vergaß ich Leanders Anwesenheit, doch dieser Moment war nur flüchtig.
Ich bemerkte eine leichte Anspannung in Nicanders Gesicht. Er wirkte unsicher, fast schüchtern, was so gar nicht zu dem Mann passte, der sonst mühelos jede Rolle spielte. Es war seltsam, ihn so zu sehen, und die leise Unsicherheit, die von ihm ausging, ließ mich noch nervöser werden.
Dann spürte ich Leanders Blick auf mir. Mein Herz schlug schneller, und ich kämpfte darum, mir nichts anmerken zu lassen. War es so offensichtlich, was ich fühlte? Gedanken wirbelten in meinem Kopf umher wie Blätter im Wind. Ich wusste nicht, wohin mit meinen Händen und so verschränkte ich meine Arme vor meiner Brust. Es war schwer, Worte für das zu finden, was in mir vorging – weder für meine Gefühle gegenüber Nicander noch für die Unruhe, die die Anwesenheit meines Ehemanns in mir auslöste.

Leander begann zu sprechen, und seine Stimme holte mich in die Gegenwart zurück. Die Art, wie er die Möglichkeiten aufzählte – als wäre es ein Vortrag über irgendein Rechtsverfahren –, ließ mich beinahe den Atem anhalten. Es war so surreal, dass ich nicht wusste, ob ich lachen oder weinen sollte. Doch in seinen Worten lag keine Bosheit, nur Pragmatismus.
Seine Worte waren ruhig, fast sachlich, doch in ihrer Klarheit lag eine Art von Verständnis, die mich erschütterte. Er sprach von dem, was er in mir gesehen hatte, und ich war überrascht, ja, fast erschrocken, wie präzise er meine Gefühle erfasste – Gefühle, die ich selbst kaum begriff.
Mit jedem Satz spürte ich, wie die Anspannung in mir wuchs, und zugleich, wie eine neue Erkenntnis in mir aufstieg. Leander war nicht wütend. Er war nicht zornig über das, was ich für Nicander empfand. Er schien mich nicht verurteilen zu wollen, und das ließ eine Welle der Erleichterung in mir aufsteigen, die ich kaum zu greifen vermochte.
Als ich weiter lauschte, verstand ich plötzlich auch, warum er die vergangene Nacht mit der Sklavin verbracht hatte. Es war keine Liebe gewesen, keine Leidenschaft, sondern etwas anderes: Trost vielleicht, oder das Bedürfnis nach einer Nähe, die ich ihm nicht geben konnte. Es tat weh, das zu begreifen, doch ich konnte es akzeptieren. Es passte zu ihm.
Seine Worte endeten, und für einen Moment hing eine Stille im Raum, die mich mehr erdrückte als alles zuvor. Ich blickte auf meine verschränkten Arme hinab, wagte es kaum, ihn anzusehen. Doch schließlich hob ich den Kopf, suchte seinen Blick und sprach mit leiser Stimme: "Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich hätte nicht gedacht, dass du so reagieren würdest. Dass du… so verständnisvoll bist." Je länger ich darüber nachdachte umso mehr verstand ich, was ihn dieser Großmut kosten musste.
"Ich verspreche, ehrlich mit dir zu sein und auch, dass ich nichts tun werde, was dich oder mich in der Öffentlichkeit kompromittieren könnte." Wieder entstand eine kurze Pause, da ich von der gesamten Situation noch so überrascht war. Mit einem zaghaften Lächeln sah ich schließlich zwischen ihm und Nicander hin und her. "Ich hoffe… ich hoffe, mit Nicanders Hilfe werde ich bald bereit sein… für dich." Meine Stimme zitterte leicht, und ich spürte, wie meine Wangen heiß wurden. Verlegen senkte ich den Blick, unfähig, Leander oder Nicander länger anzusehen.
[Bild: 3_15_08_22_9_37_19.png]
Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
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RE: Cubiculum | Regeln einer (glücklichen) Ehe - von Norbana Orestilla - 01-25-2025, 10:12 AM

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