RE: [Officium] Gedanken nach der Hochzeit
“Nun, ich möchte ebenfalls, dass Orestilla glücklich ist. Weshalb ich ihr diese Affäre auch gestatten möchte. Alles weitere wird die Zeit ergeben.“
Leander hatte keine Ahnung, was Nicander mit inniger Gattenliebe meinte, wollte aber lieber nicht nachfragen. Die Antwort wäre entweder wieder sehr blumig gewesen, oder aber so romantisch verklärt wie Orestillas Vorstellungen von der Ehe. Wahrscheinlich sogar beides. Und es war nicht so, als ob Leander nichts von Liebe und Romantik wüsste und sie nicht verstehen würde. Die Mutter seiner ersten beiden Kinder, die mit dem jüngsten zusammen gestorben war, hatte er sehr geliebt. Soweit man dies als Sklave eben zeigen konnte. Und er hatte durchaus schon viele Lieben in seinem Leben gesehen, von der verzweifelten, unerfüllten Liebe bis hin zu der ruhigen, beständigen Liebe eines alten Paares. Die Sache war nur: Er glaubte weder daran, dass man sie erzwingen konnte, noch daran, dass dieses Gefühl sich schnell einstellte. Das, was sich schnell einstellte, war bestenfalls Attraktion, um es gesittet auszudrücken. Er hatte auch versucht, Orestilla das zu erklären. Aber er bezweifelte, dass sie ihn wirklich verstanden hatte. Für sie war Liebe etwas, das gefälligst sofort mit aller Stärke da sein musste, getroffen von Amors Pfeil (und vergessend, dass dieser nur für den körperlichen Aspekt, eben die Attraktion zuständig war) und getragen von blumigen Worten.
Nein, Leander war so einfach nicht und hatte auch nicht vor, so zu werden. Aber wenn sie körperliche Anziehung durch blumige Worte wollte, dann war er sehr gewillt, diesen Teil Nicander zu überlassen. Im Grunde wäre das das ideale Arrangement. Orestilla bekam Sicherheit und Romantik, Nicander konnte seiner Herrin näher kommen, was ihm sonst unmöglich gewesen wäre, und Leander bekam eine zufriedene Ehefrau, ohne sich mit den eher unsinnigen Begierden auseinander setzen zu müssen. Sofern es funktionierte, war es für ihn nahe an Perfektion.
“Wenn du sonst keine weiteren Anliegen oder fragen hast, sehe ich dich dann heute Abend“, läutete Leander dann auch das Ende dieser Unterhaltung ein.
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