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Beim alten Hügelgrab - ein Samhain-Nachttraum
01-13-2025, 06:17 PM,
Beitrag #25
RE: Beim alten Hügelgrab - ein Samhain-Nachttraum
Das Fest war vorüber, doch die Nachwirkungen hallten in mir nach. Noch immer spürte ich die Blicke, hörte die Worte, die Stimmen, das Lachen. Ich hatte ihn gedemütigt - Suibhne, der Rómhánaigh. Sein Stolz war offensichtlich verletzt worden, und doch hatte er eine Art gefunden, sich zu behaupten – mit einer Grobheit, die die Männer meines Hofes nur noch mehr belustigt hatte. Und doch … nichts war mehr wie zuvor. Immer wieder schweiften meine Augen ab, um ihn zu finden, ohne dass ich es wollte. Suibhne hatte sich scheinbar in seinem neuen Leben eingefunden. Mit voller Inbrunst kümmerte er sich um meine Hunde und behielt dabei seinen Stolz und seine Würde, als sei er noch immer ein freier Mann, der selbst über sein Leben bestimmen konnte. Es reizte mich, ihn zu beobachten, denn er war so anders, als alle Männer, die mir untertan waren. Ich spielte sogar mit dem Gedanken, ihn in mein Bett zu holen. Allerdings verwarf ich den Gedanken wieder, um kein böses Blut bei meinen Kriegern hervorzurufen. Suileabhain erhoffte sich immer noch, dass er eines Tages den Platz an meiner Seite einnehmen könnte. Obwohl ich keinerlei Gefühle mehr für ihn hegte. Er war ein Feigling und war nur auf sein eigenes Wohlergehen bedacht. Das hatte er mir deutlich gezeigt, als er meinen Vater verraten hatte.


Einige Wochen später, lud ich die Ehrenhaftesten unter meinen Kriegern  zu einer  Jagd ein. Dies war ein Ereignis, das mir selbst die größte Freude bereitete. Es gab nichts Schöneres, als auf dem Rücken eines Pferdes die Freiheit der Natur zu spüren und das Rauschen des Windes, der über die grünen Felder und die alten knorrigen Eichen wehte zu hören. Dank meines Vaters war ich eine exzellente Schützin, die mit Pfeil und Bogen so gut wie immer ihr Ziel traf.  Schon Tage zuvor war mit den  Vorbereitungen begonnen worden: die besten Hunde wurden ausgewählt und die Waffen und Bögen wurden geprüft und notfalls auch repariert.

An Morgen der Jagd war die Luft kühl, doch das Feuer der Aufregung wärmte uns alle. Ich trug ein paar Lederhosen, die mir mehr Bewegungsfreiheit gaben als die langen Gewänder. Mein bunt-karierter Umhang, den ich trug, sollte mich vor Regen, Wind und Kälte schützten. Mein Bogen hing sicher an meinem Sattel, der Köcher mit den Pfeilen wog leicht auf meinem Rücken. Auch Suibhne hatte seinen Platz unter den Hundeleuten. Er sollte meine Hunde führen und sie zu gegebener Zeit von ihrer Leine nehmen. Selbst jetzt noch erwischte ich mich immer wieder dabei, wie ich immer wieder zu ihm sah.
Die Jagd begann, und wir ritten über grüne Wiesen, vorbei an kleinen, silbrigen Seen und sumpfigen Wiesen in deren Wasserlöchern so mancher nie wieder aufgetaucht war. Die Hunde platzten förmlich vor Aufregung. Als es endlich losging, waren ihre Nasen tief am Boden und ihre Muskeln angespannt. Die Stimmen der Jäger wurden vom Wind weitergetragen. Ihre Rufe mischten sich mit manchem Lachen, dem aufgekratzten Bellen der Hunde und dem rhythmischen Schlagen der Hufe der Pferde. Irgendwann erreichten wir ein Eichenwäldchen, und bald schon zerriss das Unterholz unsere Gruppe. Ich merkte, dass ich von den anderen zurückfiel, doch das störte mich nicht. Es war schön, allein zu sein, nur mit den Hunden und dem Rauschen eines nahen Baches.
Als ich abstieg, um zu trinken, dachte ich noch daran, wie friedlich dieser Moment war. Doch das Gefühl der Ruhe wich einer leisen Unruhe, als ich plötzlich Schritte hinter mir hörte. Ich hatte leichtsinnigerweise meinen Bogen am Pferd gelassen, die Pfeile ebenso. Mein Jagdmesser, das immer an meinem Gürtel hing – ich griff danach, um sicher zu gehen, dass es noch an Ort und Stelle war. Doch es war weg!  Es musste unterwegs verloren gegangen sein. Langsam richtete ich mich auf und drehte mich vorsichtig um. Wer war es, der sich mir in diesem Moment näherte?
[Bild: 1_29_07_23_5_35_37.png]
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RE: Beim alten Hügelgrab - ein Samhain-Nachttraum - von Furiana Nivis - 01-13-2025, 06:17 PM

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