RE: Tablinum | Termin für die rundliche Verwandtschaft
Leander zog leicht die Augenbrauen nach oben, als Montanus von Honorar zu sprechen anfing. Und noch so sehr betonte, dass es nicht um einen Dienst innerhalb der Familie ging. “Man könnte den Eindruck gewinnen, Montanus, dass du die Verwandtschaft zu mir nicht besonders schätzt“, meinte Leander reichlich trocken. Nun, er war ja auch ein ehemaliger Sklave, allerdings hatte er sein ganzes Leben bei Seneca verbracht und es war recht wahrscheinlich, dass entweder Seneca oder aber dessen Vater tatsächlich auch Leanders Vater war. Nicht, dass es einen großen Unterschied gemacht hätte, für keinen von ihnen. Nur hätte Leander Montanus nicht ganz so dünkelhaft vermutet. Aber sei es drum.
“Dein Angebot, Teil deiner Rennfactio zu werden, ist großzügig, allerdings kann ich mit Pferden nichts anfangen. Seien wir ehrlich, ich bin nicht nur Anwalt, ich habe auch das Gemüt eines Anwalts und Buchhalters. Mietshäuser, Minen oder Betriebe liegen mir da mehr.“
Leander lehnte sich leicht zurück. Wenn sie jetzt schon von Preisen sprachen, dann sollten sie auch von Preisen sprechen. Glücklicherweise war der junge Erbschaftsanwärter da weit aufgeschlossener, seinen Reichtum zu teilen. Leander hatte nicht damit gerechnet, aber er fand es durchaus erfreulich. “Ich möchte vermeiden, dass unser Familienverhältnis von dem Vorwurf von Gier überschattet wird. Lediglich einen gerechten Anteil sollte die restliche Familie erhalten. Der Haupterbe bekommt natürlich den größten Anteil. Aber ein Fünftel ist denke ich nicht unbotmäßig. Und ein Drittel hiervon als Zuwendung schon zu Lebzeiten würde die Pflege von Seneca sehr erleichtern. Immerhin wünschen wir alle dir ein sehr langes und weiterhin gesundes Leben.“ Oder um das Haus um ein Stockwerk zu erweitern, damit mehr Platz für seine Frau und ihre Sklaven vorhanden wäre. Sie würde aber dennoch erst einmal einen kleinen Hund bekommen.
Dann überraschte Atreus Caelinus Leander allerdings mit seiner Frage nach Unterricht in Rechtslehre. Natürlich nahm jeder junge Mann, der eine politische Karriere anstrebte, auch Unterricht in Rechtslehre für ein oder zwei Jahre, einfach um mitreden zu können. Aber Leander war noch nie danach gefragt worden, solchen Unterricht zu geben – und Seneca hatte alle Lernwilligen immer frühzeitig verscheucht. Und Leander kannte nur sehr wenige junge Männer, die daran tatsächlich Freude entwickelt hatten. Für die meisten war es eine eintönige, sehr langweilige Pflicht.
“Du möchtest römisches Recht studieren?“ fragte er noch einmal etwas skeptisch nach. “Und du bist dir im Klaren darüber, dass das hauptsächlich aus dem Lesen von verstaubten Gesetzestexten der letzten achthundert Jahre römischer Geschichte besteht?“ Leander wollte in diesem Punkt nur Klarheit auf allen Seiten, denn er hatte wenig Nerven für einen jammernden Verwandten und eine jammernde Ehefrau. Am Ende schlossen sich beide noch womöglich zusammen. Und wollten beide Katzen haben oder etwas ähnlich abstruses.
“Wenn wir uns über alles einig sind, wird es mir eine Ehre sein, zu helfen, sowohl bei dem einen, als auch bei dem anderen. Es sollten sich nur alle Parteien darüber im klaren sein.“
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