RE: [Officium] Gedanken nach der Hochzeit
“Steh auf, Nicander“ forderte Leander den Sklaven auf, als dieser sich ihm zu Füßen warf und um Vergebung bettelte. Leander war derart zur Schau gestellte Unterwerfung eher unangenehm, zumal keinerlei Notwendigkeit dafür bestand.
Er hatte sich ruhig alles angehört, was Nicander so gesagt hatte und dabei durchaus wie auch schon zuvor herausgehört, dass Nicander wohl im Gegensatz zu ihm selbst ziemlich verliebt in Orestilla war. Er war ja auch bedeutend jünger als Leander, der sicherlich auch Orestillas Vater hätte sein können. Hätten Leanders über die Jahre entstandenen Kinder überlebt, wäre das älteste jetzt in Orestillas Alter. Kein besonders aphrodisierender Gedanke.
Leander wartete also, bis Nicander sich wieder aufgerappelt hatte, und holte erst einmal tief Luft. “Ich bestrafe niemanden, der seine Aufgaben gut erfüllt. Ich bestrafe Illoyalität, diesem Haus und seinen Bewohnern gegenüber, ich bestrafe Verrat und ich ermahne Faulheit. Aber ich bestrafe niemanden dafür, dass er ein Haushaltsmitglied hier beschützen möchte und um sein oder ihr Wohlergehen besorgt ist.“
nachdem das nun hoffentlich klargestellt war und Nicander sicherlich die Grenzen dieser Aussage verstand, konnte Leander sich dem eigentlichen Inhalt widmen.
“Und ich erwarte von dieser Ehe nichts weiter, als dass sie besteht. Natürlich wäre ein Erbe wunderbar, aber Norbana Orestilla ist noch ein halbes Kind. Und ich habe keinerlei, wirklich keinerlei Verlangen danach, mich einem Kind aufzuzwingen. Erst recht nicht, wenn dieses Kind noch nicht einmal weiß, was Sex wirklich bedeutet. Sie kennt ja noch nicht einmal ihren eigenen Körper. Und ja, ich habe sie danach gefragt. Weil ich wissen wollte, welche Erfahrung sie hat und was ihr Freude bereiten könnte.“
Leander kam um den Schreibtisch herum und lehnte sich leicht mit dem Gesäß an, um bequem stehen zu können, während er mit Nicander sprach. Es war vielleicht nicht ganz passend, diese Dinge mit Orestillas Sklaven zu erörtern, aber andererseits gab es auch niemanden, mit dem es gut zu erörtern wäre und immerhin hatte Nicander wohl Gefühle für Orestilla, was Leander von sich nicht so ganz behaupten konnte.
“Ich weiß, sie denkt, sie muss mit mir Kinder zeugen und hat ganz fürchterlich romantische Vorstellungen von einer Ehe. Für mich ist diese Ehe aber zunächst einmal ein Weg, das Erbe meines Vaters zu sichern und dabei gleichzeitig Orestilla aus ihrer finanziellen Notlage zu helfen. Ich erwarte nicht, dass sie mir sexuell gefällig sein muss. Es wäre schön, wenn wir zu diesem Punkt kommen und wir tatsächlich einen Erben zeugen, aber ich erwarte es nicht von ihr nach dieser kurzen Zeit und vor allem nicht unter Druck.“
Leander überlegte einen Moment, ob er dem Sklaven gegenüber so offen sein sollte, entschied sich dann aber doch dafür. “Empfindet Orestilla denn ähnlich für dich wie du für sie? Und nein, ich werde keinen von euch dafür bestrafen, wenn es so ist. Nur wenn es so ist, bin ich der Meinung, dass ihre ersten Erfahrungen mit Sex positiv sein sollten und ihr zeigen sollten, wie lustvoll der Vorgang sein kann. Nicht Pflicht.“ Leander beobachtete Nicander hierbei genau. “Solange keine Kinder daraus entstehen, versteht sich.“
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