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[Officium] Gedanken nach der Hochzeit
01-08-2025, 12:52 PM,
Beitrag #6
RE: [Officium] Gedanken nach der Hochzeit
Wenn Dominus Leander mich aufforderte, meine Rede fortzusetzen, so würde ich es tun, obwohl ich eines aus vielen der Stücke, in denen ich mitgewirkt hatte, gelernt hatte: Erfuhr man eine unangenehme Wahrheit, so köpfte man darauf den Boten.

"Lieblich und gutherzig ist sie, die allerbeste Herrin, die man sich wünschen kann", wiederholte ich: 
"Aber Ungeduld und Kälte können solch eine Blume zertreten und verdorren lassen. Ich fürchte um meine Herrin, Herr. Sie war schon in ihrem Vaterhaus immer alleine. Norbanus war ein Gelehrter wie dein eigener Vater. Es gab immer nur Männer in ihrem Umfeld. Keine Mutter, keine Tante lehrte sie. Und da ihr Vater mit seiner Familie so oft auf Reisen waren, konnte sie auch keine Freundschaften mit gleichaltrigen Mädchen schließen. Nun kommt sie ganz alleine in dein Haus o Herr. Und auch hier ist sie einsam und kann es dir wohl nicht recht machen",,
ich machte eine Pause und rang die Hände:

"In der Nacht vor der Hochzeit fragte sie mich, wie sie dich als deine Ehefrau glücklich machen könnte. Mich- stelle dir vor, Herr? Keine weibliche Verwandte, keine Freundin, ihren Sklaven fragte sie. Gut, da ich schon oft auf der Bühne Damen dargestellt habe, sehen sie mich als einen der ihren und vertrauen sich mir an. Aber es war für meine Herrin auch keine andere da.
Nur dich hat sie doch! Ich zähle nicht wirklich"


Der letzte Satz kam mit Bitterkeit, und ich erschrak über mich selbst. Nun würde Plautius Leander wissen, dass ich Norbana Orestilla liebte. Ich hatte mich verraten, in dem ich leidenschaftlich ihre Sache vertrat, als ein Anwalt ihrer Seele. Der Herr war selbst ein Anwalt, er würde dieses Pladoyer des Herzens sofort durchschauen.

Ich fiel auf die Knie wie es Sklaven taten, die ich gespielt hatte:
"Verzeih Herr, verzeih! Es steht mir nicht zu, auch nur eine Geste von dir zu kritisieren! Ich bin auch der Einzige aus der Familia Norbana, der gefehlt hat, bitte, bestrafe die anderen nicht mit! Die wundern sich nur, dass du nicht jeden Tag damit beschäftigt bist, einen Sohn zu zeugen, anstatt deinen Samen an Imogen zu geben, denn Söhne sind doch Sinn und Zweck einer Ehe"
[Bild: 1_26_01_24_4_43_25.jpeg]
[Bild: 3_15_08_22_9_43_44.png]
"Scheinsklave" Norbana Orestilla
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RE: [Officium] Gedanken nach der Hochzeit - von Nicander - 01-08-2025, 12:52 PM

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