RE: Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Leander mir den ehrenvollen rechten Platz überließ. Für einen Moment war ich erstaunt, doch ich bemühte mich, meine Überraschung nicht zu zeigen. Mit erhobenem Kopf nahm ich Platz und versuchte, mich den Gästen gegenüber würdevoll und freundlich zu geben.
Die Geschenke waren, wie erwartet, keine großen Schätze, aber dennoch wusste ich die Geste zu schätzen. Die Statue des Mercurius, die Teller und Öllampen – alles war Ausdruck von Nachbarschaft und Wohlwollen, und ich fühlte mich in meiner Rolle als Hausherrin für einen Augenblick sicherer. Auch Leander schien seinen Teil mit Gelassenheit zu meistern, was mir half, den Empfang durchzustehen.
Als schließlich alle Gratulanten gegangen waren und ich aufatmen wollte, erhob Leander sich. Seine Ankündigung, dass er arbeiten gehen würde, traf mich unerwartet. Es war unsere erste gemeinsame Aufgabe als Ehepaar gewesen, und nun, da sie vorüber war, hatte ich gehofft, wir würden wenigstens ein wenig miteinander sprechen, wenn wir schon nicht den Rest des Tages miteinander verbringen konnten. Stattdessen wirkte er so distanziert und geschäftsmäßig wie zuvor.
"Die Therme", wiederholte ich fast mechanisch, doch mein Herz war schwer. Die Therme war gewiss der letzte Ort, an dem ich heute sein wollte. Nicht nachdem, was letzte Nacht nicht passiert war. Während er sprach, suchte ich nach den richtigen Worten. Jetzt oder nie, dachte ich.
"Leander", begann ich, als er sich abwenden wollte. Meine Stimme war leise, fast zögerlich, doch ich zwang mich, fortzufahren. "Einen Moment noch, bitte."
Ich trat einen Schritt näher. Die Worte fielen mir schwer, doch ich konnte nicht länger schweigen. "Ich... wollte mich entschuldigen. Für gestern Abend." Ich suchte seinen Blick. "Ich weiß, dass ich eine Grenze überschritten habe, und ich bereue es. Es war falsch von mir, so mit dir zu sprechen. Es tut mir sehr leid!"
Ich spürte, wie meine Hände sich ineinander verschränkten, und ich zwang mich, stehen zu bleiben, obwohl ich am liebsten davongelaufen wäre. "Ich war verunsichert und... es ist keine Entschuldigung, ich weiß. Aber ich wollte, dass du das weißt."
Mein Herz klopfte, während ich auf eine Reaktion wartete. Innerlich hoffte ich, dass er vielleicht doch einen Moment bliebe – dass wir diese Gelegenheit nutzen könnten, um die Fremdheit zwischen uns abzubauen.
![[Bild: 3_15_08_22_9_37_19.png]](https://adlerchronik.de/gallery/3_15_08_22_9_37_19.png)
Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
|