RE: [Officium] Gedanken nach der Hochzeit
Leander hatte ein wenig gehofft, ein Gesamtbild über alle Sklaven zu erhalten und nicht nur über Nicanders persönliches Befinden, aber immerhin, eine Stimme war mehr als keine Stimme gehört zu haben. Er würde Orestillas ehemaligen Maiordomus befragen, mit dem Leander ohnehin noch ein längeres Gespräch über Stellungen und Aufgabengebiete halten musste. Weder wollte Leander jemanden ungerechtfertigter Weise zurückstellen in seinem erarbeiteten Rang, noch vertraute er einfach blind ihm fremden Menschen, die einen anderen Haushalt heruntergewirtschaftet hatten. Es musste also ein gespräch über die Gründe hierfür folgen und über die Fähigkeiten aller neu eingezogener, ehe er entscheiden konnte, ob Phineas auch hier Maiordomus sein sollte oder nicht.
Im hier und jetzt aber sprach Nicander die Hochzeit an und ließ seinen satz unvollendet. Eine Eigenheit, die Leander zwar kannte und nachvollziehen konnte, aber im Allgemeinen wenig schätzte. Wenn man etwas zu sagen hatte, sollte man es sagen. Allerdings ging eben das als Sklave nicht immer, und seit Leander kein Sklave mehr war, war er seinen Untergebenen in dem Punkt nicht mehr gleichgestellt, so dass sie eben wie mit einem Römer mit ihm sprachen. Enervierend, aber verständlich.
Leander blickte also auf und wiederholte: “Jedoch?“ Nicander sollte aussprechen, was auch immer er meinte, dass sie darüber sprechen sollten. Natürlich hatte Leander seine Vermutungen, insbesondere, dass sich schon herumgesprochen hatte, dass er und Orestilla keinen Beischlaf ausübten und er die Hochzeitsnacht schließlich auswärts verbracht hatte. Aber er wollte es aus Nicanders Mund hören und nicht Vermutungen anstellen.
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