RE: Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
Ich erwachte vom Geräusch eines Räusperns und blinzelte ins Licht, das durch die geöffnete Tür ins Zimmer fiel. Für einen Moment wusste ich nicht, wo ich war, doch die Erinnerung an den gestrigen Abend traf mich mit voller Wucht. Mein Blick wanderte zur Tür, wo Leander stand, begleitet von Morwen und Corinna.
Seine Stimme klang ruhig, als er mich begrüßte, als wäre nichts geschehen. Guten Morgen? Ein guter Morgen fühlte sich anders an. Meine Augen brannten vom vielen Weinen, und mein Mund war trocken. Kein Wort wollte über meine Lippen kommen. Stattdessen lag ich wie erstarrt in meinem Bett und beobachtete, wie Leander zu seiner Truhe ging – so beiläufig und gelassen, als hätte er die Nacht hier verbracht.
Während Morwen und Corinna die Waschschüssel füllten, spürte ich ihre Blicke auf mir. Vielleicht bildete ich es mir nur ein, doch es fühlte sich an, als wüssten sie mehr, als sie zeigen durften. Ich zwang mich aufzustehen, obwohl ich mich am liebsten in die Decke eingehüllt hätte, um mich vor allem zu verstecken. Mein Gesicht brannte vor Scham, und ich bemühte mich, meine Gedanken zu ordnen.
"Eine halbe Stunde", wiederholte ich leise, fast wie für mich selbst, als Leander beiläufig von den Nachbarn sprach. Er erwähnte die Geschenke und den Empfang, als sei dies ein ganz gewöhnlicher Morgen nach einer Hochzeit – unserer Hochzeit.
Ich trat an die Waschschüssel, wo Corinna mir half, Gesicht und Hände zu reinigen. Das kalte Wasser ließ mich erschauern, doch es half, meine Fassung wiederzufinden. Ich musste die Herrin dieses Hauses sein, unabhängig davon, ob Leander hier war oder nicht.
"Natürlich", sagte ich schließlich mit fester Stimme, die mich selbst überraschte. "Ich werde bereit sein."
Innerlich fühlte ich mich jedoch alles andere als bereit. Morwen begann, meine Haare zu frisieren, während ich starr auf den Rand der Waschschüssel blickte. Wo war er gewesen, nachdem er das Zimmer verlassen hatte? Der Gedanke, dass er Trost bei einer anderen Frau gesucht haben könnte – womöglich bei dieser Sklavin mit dem unverschämten Blick – schnitt tief in mein Herz. Doch konnte ich es ihm verdenken, nach dem, was ich gestern gesagt hatte?
Scham und Eifersucht stritten in mir, während ich mich für den Tag vorbereiten ließ. Ich würde es nicht zeigen. Niemand würde merken, dass ich in der Nacht zuvor alles falsch gemacht hatte.
Als Morwen die letzten Handgriffe an meiner Frisur vollendete und Corinna mir eine Tunika zeigte, die ich für den Empfang tragen sollte, bemühte ich mich, ruhig zu bleiben. Mit einem stummen Nicken wählte ich das Kleidungsstück.
Leander war derweil damit beschäftigt, sich selbst anzuziehen und erzählte beiläufig von den kommenden Gästen. Die Ruhe in seiner Stimme klang wie ein ständiger Vorwurf - nicht, weil er es so meinte, sondern weil ich genau wusste, was ich am Abend zuvor angerichtet hatte.
Ich warf ihm einen kurzen Blick zu, während er sich eine frische Tunika überzog. Sein Gesicht zeigte keine Spur von Zorn oder Enttäuschung. Doch diese Ruhe machte es nicht besser. Sie erinnerte mich daran, dass er seine Gedanken und Gefühle hinter einer Mauer verbarg, die ich selbst errichtet hatte.
"Ich werde die Gäste empfangen, wie es sich gehört", sagte ich schließlich, meine Stimme klang bestimmt, auch wenn ich innerlich zitterte. Ich wünschte mir, die Sklavinnen wären nicht hier. Denn ich hätte alles dafür gegeben, um Leander erklären zu können, was mich gestern geritten hatte, um ihm zu sagen, dass ich es nicht so gemeint hatte. Doch das musste warten. Ich wusste, dass ich auf den richtigen Moment warten musste – einen, in dem wir allein wären, fern von neugierigen Blicken und lauschenden Ohren. Also richtete ich mich auf, zog die Schultern zurück und verbarg meine Unsicherheit hinter einer Maske. Der Morgen würde lang werden, aber ich würde ihn durchstehen. Und danach, wenn wir endlich allein wären, würde ich ihm alles sagen, was alles auf meinen Schultern lastete..
Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
|