RE: Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
Ich spürte, wie sich die Stimmung im Raum veränderte, noch bevor Leander sprach. Seine Worte trafen mich wie ein Schlag, und ich wusste in dem Moment, dass ich zu weit gegangen war. Die Geduld in seiner Stimme war verschwunden. Was blieb, war eine ungewohnte Schärfe. Mein Herz zog sich zusammen, als er ruhig, aber entschieden erklärte, dass er nicht bereit war, meine Grenzenlosigkeit zu akzeptieren.
Noch immer stand ich da, die Arme trotzig verschränkt, doch innerlich zitterte ich. Nicht vor Kälte, sondern vor dem, was ich angerichtet hatte. Mein Mund öffnete sich, als wollte ich etwas sagen, mich entschuldigen vielleicht, ihn umzustimmen, doch kein Laut kam heraus. Stattdessen beobachtete ich, wie er aufstand, seine Tunika aufhob und sich langsam anzog. Jede seiner Bewegungen war so kontrolliert, so würdevoll, dass ich mich im Vergleich dazu wie ein Kind fühlte, das nicht wusste, wie es sich benehmen sollte.
Als er zur Tür ging und mich mit einem kühlen "Gute Nacht, Orestilla" zurückließ, blieb ich wie erstarrt stehen. Der Raum fühlte sich plötzlich viel zu groß und leer an. Ich schluckte schwer und starrte die Tür an, durch die er verschwunden war. Ein Teil von mir wollte ihm hinterherrufen, ihn aufhalten, doch ich tat es nicht. Ich konnte es nicht. Wie konnte ich etwas fordern, was er so klar abgelehnt hatte?
Die Stille senkte sich wie eine schwere Decke über mich. Und dann brach ich in Tränen aus. Ich ließ mich auf das Bett fallen und vergrub das Gesicht in den Händen, während die Schluchzer durch meinen Körper rasten. Ich hatte es vermasselt. So sehr vermasselt, dass ich am liebsten alles rückgängig gemacht hätte.
In meiner Verzweiflung wünschte ich mir, Nicander wäre jetzt hier bei mir. Er wusste immer, wie er mich aufheitern konnte, auch wenn er nur scherzte oder eine seiner kleinen Aufführungen machte. Aber er war nicht hier. Niemand war hier, und die Einsamkeit traf mich mit voller Wucht.
Meine Gedanken wirbelten durcheinander. Ich stellte mir vor, was passieren würde, wenn ich jetzt einfach gehen würde, zurück in das Haus meines Vaters. Aber ich wusste, ich könnte nicht bleiben. Ohne Leander würde ich nach und nach die Sklaven verkaufen müssen, um irgendwie über die Runden zu kommen. Die Vorstellung war grausam. Ich war doch für sie verantwortlich. Sie waren mehr als bloß Eigentum für mich, sie waren Familie. Aber wie sollte ich sie halten, wenn ich nicht einmal mich selbst ernähren konnte?
Und dann war da noch die Angst vor dem Gerede. Was würden Leanders Sklaven denken, wenn es die Runde machte, dass ihr Dominus mich nicht angerührt hatte? Würden sie hinter vorgehaltener Hand darüber tuscheln, dass ihre neue Herrin selbst in der Hochzeitsnacht ihren Mann nicht für sich gewinnen konnte? Mein Magen zog sich zusammen bei dem Gedanken, dass Innogen, die Sklavin mit diesem dreisten, Blick, womöglich jetzt schon wusste, wo er hingegangen war, um die Nacht zu verbringen. Ich hatte sie beobachtet, als sie das Essen serviert hatte. Würde er sich nun ihr zuwenden?
In meinem Kopf schwirrten nun Bilder und Vermutungen, die ich nicht stoppen konnte. Der Gedanke, dass die Sklaven hinter meinem Rücken spotteten oder Mitleid heuchelten, war unerträglich. Mein Ruf, mein Stolz – all das stand auf dem Spiel, und ich wusste, wie gnadenlos solche Gerüchte sein konnten. Eine Herrin, die nicht begehrt wurde, war eine schwache Herrin. Und eine schwache Herrin konnte ihr Haus nicht führen.
Erneut liefen mir die Tränen über die Wangen, heiß und unaufhaltsam. Die Verantwortung wog schwer auf meinen Schultern, viel zu schwer. Alles schien sich plötzlich wie ein Kartenhaus über mir zusammenzustürzen, und ich konnte nichts dagegen tun. Schließlich rollte ich mich erschöpft und ausgelaugt in die Decke ein. Der Kummer, die Angst, das Gefühl des Scheiterns – all das umklammerte mich, bis ich mich kaum noch rühren konnte. Die Gedanken an mein Versagen und die möglichen Konsequenzen verfolgten mich unbarmherzig, bis ich irgendwann in einen unruhigen, tränenreichen Schlaf fiel.
Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
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