RE: [Officium] Gedanken nach der Hochzeit
Eine Buchbestellung war eingetroffen - zwei Schriftrollen in einer metallenen Schriftrollenhülle. Ich wollte sie einem Schreiber geben, traf aber keinen. Weil ich wusste, dass solche Bücher von großem Wert waren und damit sie nicht etwa verloren gingen, strebte ich persönlich dem Officium des Hausherren zu, um sie ihm dort rasch auf den Tisch zu legen. Mochte er sich daran erfreuen! Ich sah den Titel nicht, aber bestimmt war er ohnehin eher Iusticia als Thalia gewidmet.
Auf halbem Weg kam mir Imogen, die blonde hübsche Keltin entgegen. Ihre Wangen waren gerötet, als sie mit einem kurzen Lächeln an mir vorbeihuschte.
Ich huschte auch, öffnete die Tür so, dass ich mich durchschlängeln konnte und trat mit der Metallrolle in der Hand ein. Meine Nasenflügel blähten sich. Das Zimmer, obgleich wie alles im Haus, ordentlich und aufgeräumt, schien förmlich vor Sex zu dampfen, ich roch es, es kam aus allen Poren.
Und als wäre es der Verlegenheit nicht genug, stand dort tatsächlich Herr Leander in einer schlichten Tunika. Ein wenig erstarrte ich, als hätte ich ein Verbrechen begangen. Ich war nicht gerufen worden, und es war nicht meine Aufgabe, im Officium zu arbeiten: Ich hielt daher die Rolle hoch, damit der Dominus sie sah:
"Bitte verzeih mein Eindringen in dein Refugium, o Herr. Es geschah nicht aus Mutwillen heraus. Diese zweifellos verdienstvollen Werke sind angekommen, und ich wollte sie nur auf deinem Schreibtisch niederlegen. Schon bin ich wieder schneller weg als der linde Zephyros, als er den Zorn des Apollon fürchten musste, da er doch den Diskus warf, der Narcissus ums Leben brachte",
Ich verneigte mich und hoffte, dass Dominus Plautius Leander über mein Eindringen nicht ärgerlich war, sondern mir lediglich bedeuten würde, zu verschwinden. Ich war noch nie mit ihm alleine gewesen.
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