RE: Eine der kleinen, regelmäßigen Feiern im Statthalterpalast
Ich freute mich, als Petilius Rufus endlich verstand. Er war Politiker und vorsichtig, und er konnte nicht wissen, wie lieb ich ihn hatte, wie oft ich an ihn gedacht hatte. Er schien mir das einzig Erstrebenswerte in diesem seltsamen Britannien.
"Die Liste liegt morgen früh zur fünften Stunde auf deinem Schreibtisch, o Petilius Rufus", erwiderte ich, als sei ich eine brave Adjutantin. Und wenn ich die ganze Nacht dransitzen müsste, es war mir gleich. Ich würde keinen Schlaf brauchen. Ich würde nie wieder schlafen! Ich war in einer ganz und gar verwegenen Stimmung.
Ich lächelte in mich hinein, als Rufus mir vorschlug, mir den Oecus zu zeigen und uns aufzuwärmen. Mir war gar nicht mehr kalt, in mir war eine Hitze, die ich so noch nie gespürt hatte. Noch gar nie zuvor. Vielleicht am Anfang mit meinem Exmann, als sich Anaxarete Sorgen machte, ich würde eventuell zur Sinnlichkeit neigen.
"Bequeme Liegen aus Syria? Die möchte ich mir keinesfalls entgehen lassen", stimmte ich zu, und auch wenn meine Stimme jenen ironisierenden Tonfall hatte, der zumindest bei uns in der Familie üblich gewesen war, meine Augen und dass ich zwei Schritte an ihn herantrat und meine Hand sachte auf seinen Oberarm legte, straften meiner Worte Lügen.
Ich wollte diesen Mann. Ich wollte von ihm geküsst werden, bis mir die Lippen wehtaten, ich wollte erobert werden und gleich der Insel Mona fallen - natürlich ohne großes Blutvergießen, erinnerte ich mich an Rufus militärischen Erfolg.
Ich hob meine Hand und leicht wie ein Schmetterlingsflügel streifte sie nun seine Wange:
"Ich bitte darum, deine Privaträume sehen zu dürfen, um mich etwas aufzuwärmen"
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