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[Catia]

Ich bin aber nicht nett, sagte Louarn. Catia zuckte zusammen, als sei sie ertappt worden, schaute ihn an. Er war so schön. Sie aber war aus ihrer Deckung herausgekommen, indem sie sich die Warzen weggewischt hatte. Warum? Vielleicht weil sie ihm zeigen wollte, dass auch sie hübsch war, wenigstens ein wenig, auch wenn sie wohl nicht an das, was Louarn unter Männern war, heranreichte. Dazu war sie nicht groß genug und ihr forschender dunkler Blick hatte zuweilen etwas Beängstigendes. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, aus der Deckung zu kommen. Sie waren alleine. Es hätte keine Hilfe für Catia gegeben, selbst wenn sie aus höchsten Tönen um Hilfe geschrien hätte. Und dennoch: Sie bereute es nicht, dass Louarn sie ohne hässliche Warzen sah.
Dann aber fragte Louarn sie, ob er Getreide für seinen Braunen haben könne. Das war so eine herrlich gegenständliche Frage, fand Catia, keine, die ihr ein Bösewicht stellen würde. 
Catia streckte ihm ihr Säckchen hin: "Dein gutes Pferd kann alles haben", sagte sie und wagte ein schiefes Grinsen. Ob Louarn zurück lächeln würde? Das tat er nicht, stattdessen wollte er Kaninchen fangen. Catia wusste, wie man sie ausnahm und zubereitete, sie nickte also. Louarn war ja ein Krieger und trug Waffen. Er hatte schon gesagt, dass er keinem diente, also war er vielleicht sogar von Adel. Schwere Arbeit hatte er gewiss nie leisten müssen. Catia hatte immer gesehen, dass Frauen Männer bedienten, ihnen auftischten und die besten Bissen vorlegten. Wenn das für ihren Onkel gegolten hatte, galt das gewiss noch mehr für einen Krieger wie Louarn. Er sollte sie nicht für schlecht erzogen halten, sie wusste, was sich gehörte. 
Alles Land gehört den Fey, hatte er auch gesagt. Als Louarn Catia nun alleine ließ, wurde ihr doch unheimlich zu Mute. Nebel stieg aus den Wiesen und umwaberte die Findlinge, als lägen unter ihnen Tore in die Anderswelt verborgen. Wie viele Geschichten gab es von Leuten, die sich verirrt und bei den Fey gelebt hatten. Als sie dann wieder zurück kamen, kannten sie niemanden mehr und ihre Vaterhäuser waren nur noch Ruinen. 
Catia schauderte es. Der Nebel piekste sie wie mit tausend Kältefingern. Wo blieb nur Louarn?
Sie wünschte sich ihn wieder her. Ihre Zweifel waren ganz und gar verflogen. Er war die einzige Sicherheit in jener düsteren Dämmerungswelt, in der nun rasch der Abend kam.