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Auch ich trug an diesem Tag das einfache Gewand in rauchblau und hatte meine langen, haselnussbraunen Locken mit Wollstreifen in der gleichen Farbe zusammengebunden, als ich mit meinem Mann zusammen das Atrium betrat. Es war bereits das dritte Mal, dass ich in diesem Haus die Saturnalien feierte, aber es überraschte mich immer noch wie festlich und schön alles geschmückt war und wie ausgelassen die Stimmung doch war. Überall standen Grüppchen von Sklaven zusammen, tranken und scherzten miteinander, während sie auf unsere Ankunft gewartet hatten.
Nur wenige Momente nach unserem Erscheinen bildeten sich auch schon zwei Gruppen, da nach ein wenig Geplänkel die Geschenke verteilt wurden. Apollinaris, Scaevus und die anderen männlichen Sklaven scharten sich direkt um meinen Gatten, während die weiblichen Sklavinnen sich um mich scharten. Während die Männer meist laut waren und sich auch gegenseitig neckten und aufzogen, so waren die Frauen meist eher am Kichern oder in Getratsche verwickelt - mit Ausnahme natürlich von Phaedra. Die Griechin war so stoisch, dass sie selbst an diesem Tag nur stumm da stand und den bereits groß gewordenen Carus umhertrug.
Als erstes wandte ich mich natürlich Phoebe zu. Sie hatte mir bereits seit meiner Geburt gedient, denn sie war schon meine nutrix und Kinderfrau gewesen und hatte mich in mein neues Heim als meine Leibdienerin begleitet. Selbst an diesem Tag hatte sie mir noch die Haare machen wollen und ich musste sie davon abhalten mich zu bedienen. "Liebste Phoebe, was wäre ich nur ohne dich. Auf ein weiteres gesundes und gutes Jahr zusammen." Ich drückte Phoebe ein kleines Stoffpaket in die Hand, das nicht nur einige Münzen sondern auch ein einfaches silbernes Armband enthielt, wie diese in Italia und auch Griechenland sehr beliebt waren. Ich wusste, dass Phoebe bereits heimlich für so einen kleinen Luxus gespart hatte und einige der anderen Sklavinnen beglückwünschten und bestaunten das Geschenk direkt.
Als nächstes standen meine beiden Kinderfrauen Iolanthe und Phaedra in der Reihe, die sowohl die kleine Saturnina als auch den kleinen Carus dabei hatten. Ich reichte auch diesen beiden schnell ihre Geschenke, damit sie sich um die Kinder kümmern konnten. Es gab schon genug Getuschel und Gekicher unter den Frauen über die Witze, die sich die Männer an den Kopf warfen, und so ging ich nur schnell durch die Reihe und verteilte die Geschenke, bis nur noch ein Mädchen übrigblieb - der neueste Erwerb meines Gatten...Cassia. Bisher war ich nicht sehr warm geworden mit der kleinen Gauklerin, aber heute waren Saturnalien, also versuchte ich so freundlich wie möglich auch sie zu beschenken und überreichte ihr ihr Geschenk. "Ein fröhliches Fest auch dir, Cassia. Io Saturnalia" sagte ich mit einem Lächeln, als ich dem dürren, jungen Ding ein kleines Beutelchen mit einigen Münzen reichte.