RE: [Im ganzen Haus] Io Saturnalia!
Saturninus war mit seiner Gattin in das geschmückte Atrium getreten. In seinen dunklen Augen blitzte es belustigt auf, denn er trug eine der graublauen Sklaventuniken und eine Freiheitsmütze schräg auf dem Kopf. Auch die Sklaven lachten jetzt, aber heute war es ihnen nachzusehen.
Saturninus breitete die Arme aus:
"Io Saturnalia!" , rief er.
Die furische Familia gab den Gruß zurück und diejenigen, die das Fest schon kannten, stellten sich sofort ordentlich in eine Schlange, um ihr Saturnaliengeld zu empfangen. Dabei machte der Dominus gerne Witze, doch heute war es so, dass die Sklaven auch Widerworte oder Witze zurückgeben durften. Und sie durften ihren Herrschaften auch frank und frei ins Gesicht sehen.
"Apollinaris, mein Bester! ich weiß nicht, wie ich ohne dich auskommen soll. Doch heute will ich es einmal versuchen", sagte Saturninus zu seinem Hausverwalter und gab ihm gleich dreißig Sesterzen - das Geld war auf Rang und Dienstjahre der Sklaven abgestimmt.
Der bärtige Grieche grinste: "Ich weiß, o Saturninus, das hier im Haus ohne mich alles schief gehen wird. Soll ich dir morgen früh beim Frühstückmachen für die Familia nicht helfen? Du könntest dir die Fingerchen am Herd verbrennen"
"Dann komme ich pusten!", warf Scaevus ein, der als Sekretär seines Herren auch eine hübsche Summe erhielt.
Saturninus verwuschelte ihm das Haar: "Lieber Scaevus, wirst du also den Stilus mit dem Kochlöffel vertauschen morgen und mir helfen?", fragte er schmeichelnd, aber Scaevus schüttelte den Kopf:
"Darauf habe ich keine Lust!", erwiderte er und errötete, denn das wäre normalerweise eine sehr gewagte Antwort für einen Sklaven gewesen.
Doch diesmal lachte Saturninus nur, und so ging es weiter mit den Saturnaliengeschenken.
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