RE: Einfach nur weg
Catia war kurz stehen geblieben. So ein bisschen unschlüssig sah sie aus, als wolle sie weglaufen oder bleiben und das alles gleichzeitig, als Louarn: Warte mal! sagte.
Er stand da neben seinem Pferd und war ein so ansehnlicher Mann, dass sie schluckte, als sie ihn wieder ansah. Er war viel ansehnlicher als Angus damals bei Beltane, der einen langen dünnen Hals hatte und sich später nicht getraut hatte...
Louarn mit dem langen Haar und der edlen Gestalt war bestimmt kein Bauernjunge - er glich nicht den jungen Männer aus ihrem Dorf, sondern eher einem Helden aus einer alten Geschichte, Fürst Gwydion und wie sie alle geheißen hatten. Aber die alten Geschichten waren schon längst vorbei und vielleicht niemals wahr gewesen, und Louarn sagte noch immer nicht wirklich, dass er gerne mit ihr weiterreisen wollte. Stattdessen stapfte er neben ihr her, als sie weiterging - und das, obwohl er doch ein Pferd zum Reiten hatte:
" Ich muss ihm sagen, dass meine Mutter im letzten Frühjahr gestorben ist. Und mein Onkel will mich an einen uralten Mann verheiraten", jetzt ballte Catia die Fäuste:
"An einen siechen Mann, der jemanden braucht, der ihn wäscht und füttert. Mein Onkel meinte, dass man mich dort gut behandeln würde. Ich bekomme keine Mitgift, Louarn. Und ich bin nicht so eine blendende Schönheit, dass Männer darüber hinwegsehen und trotzdem einen Brautpreis bezahlen würden. Doch verschachern wie eine Kuh lasse ich mich auch nicht. Mein Vater hätte doch da ein Wort mitzureden, oder?"
Catia wischte sich über die Augen. Dabei fielen gleich zwei der "Warzen" ab, was sie nicht bemerkte:
"Ich weiß nur seinen Namen: Aper. Und dieses Amulett hat er meiner Mutter Regat geschenkt. Und ich weiß, dass seine Legion die Zweite Augusta hieß. Meine Mutter hat stets davon gesprochen, dass Vater eines Tages zurückkommen würde, um uns für immer zu sich zu holen, wenn er vom Kaiser in Rom sein Land zum Lohn bekommen hat. Aber jetzt ist sie tot, und er wird zu spät kommen", sie lächelte traurig:
"Nur ich bin noch da"
Vor ihnen lag der Abstieg, der Weg wurde schlechter und die Dämmerung kroch heran. Vielleicht war es wirklich besser, das Pferd zu führen, damit es sich nicht die Beine brach.
Catia gähnte einige Male, sie war rechtschaffend müde. Es graute ihr davor, alleine im Wald schlafen zu müssen. Sie hatte es einmal getan und nicht schlafen können, so sehr hatte sie auf jedes Geräusch gelauscht. Und am Morgen hatte sie sich wie gerädert gefühlt.
Noch war keine menschliche Ansiedlung oder irgendwo Rauch zu sehen, Louarn hatte recht behalten damit, dass sie hier höchstens einen Dachs um Obdach bitten konnten.
Ob er bitte bei ihr bleiben würde? Wie fragte man, als sei es bedeutungslos, um den Anderen nicht unter Druck zu setzen, obwohl man es ersehnte? Catia war empfindlich darin, das Gefühl zu haben, sich aufzudrängen. Ihr Onkel hatte ihr zu oft gesagt, dass seine Schwester ihm mit ihr eine Last aufgebürdet hatte.
"Ein Feuer würde ein wenig wärmen. Ich kann Feuer machen, ich habe einen Feuerstein dabei. Sollten wir uns ein wenig ausruhen?", fragte sie und versuchte beiläufig zu klingen.
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