RE: Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
Als die Sklaven hereinkamen, um abzuräumen, ließ ich meinen Blick beiläufig über den Raum schweifen. Doch ein Moment genügte, um Innogens neugierigen Blick aufzufangen. Ihre Augen huschten kurz zu mir, dann wieder zu Leander, und ich glaubte, darin mehr als nur einen Anflug von Neugier zu erkennen. Vielleicht bildete ich es mir ein, vielleicht aber auch nicht. Ich senkte den Kopf und nahm mir vor, mir nichts anmerken zu lassen. Schließlich wollte ich mir nicht gleich am ersten Abend Sorgen um eine Sklavin machen, die vielleicht mehr zu sein glaubte, als sie war. Doch das nagende Gefühl blieb, auch nachdem sie den Raum verlassen hatte. Ich fand auch nicht den Mut, Leander darauf anzusprechen.
Zunächst fand ich den Gedanken, in meiner Untertunika zu schlafen, doch ganz reizvoll. Doch dann erinnerte ich mich an unser langes Gespräch und kam zu dem Schluss, dass es unglücklich wäre, weiterhin Scham vor Leander zu empfinden. Zögerlich ging ich zu meinem Bett hinüber und war schließlich dankbar, als Leander begann, die Lampen zu löschen und mir seinen Rücken zukehrte. So bewahrte er mich davor, mich in seiner Gegenwart allzu entblößt zu fühlen. Während ich mich ebenfalls fürs Bett richtete, überlegte ich kurz, ob ich noch etwas sagen sollte, ließ es dann aber bleiben. Stattdessen schweifte mein Blick mehrmals hinüber zu ihm, während auch er sich entkleidete. Ihn störte seine Nacktheit kein bisschen. Mir hingegen war meine eigene Neugier etwas peinlich.
Als ich schließlich im Bett lag, zog ich die Decke bis zu den Schultern und richtete meinen Blick auf das kleine Licht, das noch in der Mitte des Raumes brannte. Gedankenverloren schob ich die Decke enger an mich, während mir erneut Innogen in den Sinn kam. Was bedeutete ihr Blick? War es nur das Interesse einer Sklavin, die das Verhalten ihres Herrn beobachtete, oder verbarg sich mehr dahinter? Es ärgerte mich, dass ich mich überhaupt mit solchen Fragen in meiner Hochzeitsnacht beschäftigen musste. Aber ja, so also sah sie aus: keine Nähe, kein Kuss und nichts von dem, was man sich sonst noch für diesen besonderen Moment ausmalte. Ich fragte mich, ob ich die Nacht einfach so verstreichen lassen sollte, als wäre sie nichts Besonderes.
Leander lag inzwischen ruhig in seinem Bett, den Rücken mir zugewandt. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass er bereits schlief. Nein, er war sicher noch wach. Irgendetwas in mir wollte diesen Abstand zwischen ihm und mir nicht akzeptieren. Vorsichtig schob ich die Decke zur Seite, setzte mich auf und ließ meine Füße über die Bettkante gleiten. Der kalte Fußboden ließ mich kurz zusammenzucken, doch ich ignorierte es und stand auf.
Langsam ging ich auf sein Bett zu, bemüht, keine Geräusche zu machen, auch wenn ich wusste, dass er mich bemerken würde. Ich hatte Gänsehaut, denn es fröstelte mich, jetzt, da ich nackt war. Als ich an seinem Bett ankam, hielt ich kurz inne. Ein Teil von mir wollte umkehren und zurück in mein warmes Bett schlüpfen, doch ich zwang mich, stehen zu bleiben.
"Leander?" Meine Stimme war leise, fast ein Flüstern. Die Worte blieben mir im Hals stecken, und ich biss mir auf die Unterlippe. "Ich... ich möchte nicht allein schlafen."
Mein Herz klopfte schneller, als ich diese Worte gesagt hatte. Ich fühlte mich unendlich verletzlich, aber ich wollte keine Distanz mehr. "Darf ich… bei dir liegen?"
Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
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