RE: Hochzeit Caius Plautius Leander und Norbana Orestilla
Damit war das also beschlossen und Leander würde sich nach einem kleinen Hund für seine Ehefrau umsehen. Nicht ganz der Ausgang der Hochzeitsnacht, den er sich erhofft hatte, aber ein Anfang.
Orestilla war dann nun auch von den Eindrücken des Tages ermüdet und wollte schlafen. Im Grunde war Leander noch wach und er überlegte auch schon, ob er ihre Müdigkeit nicht als Vorwand nehmen sollte, sich dann nun zu entschuldigen und sich erst einmal noch in das Officium des Hauses zurückzuziehen. Eventuell wäre ihm Innogen dabei behilflich, vor dem Schlafen noch etwas zu seiner Entspannung beizutragen. Und in den nächsten tagen würde er hiervon sicherlich Gebrauch machen, aber für heute entschied er sich dagegen, um Orestilla wenigstens die Hochzeitsnacht zu lassen und nicht zu mehr Gerede beizutragen. Das fehlende Seufzen und Stöhnen würde ohnehin schon zu Getuschel geführt haben. “Dann sollten wir schlafen.“
Also erhob Leander sich nur und öffnete die Tür, um die Sklaven hereinzurufen, damit diese abräumten. Dies dauerte nicht übermäßig lange und er ignorierte die neugierigen Blicke, wenngleich der Blick, den Innogen ihm beim hinausgehen zuwarf, ihn kurz in seiner Entscheidung wanken ließ. Die Sklavin und er hatten durchaus ähnlich gelagerte Freuden was einzelne Praktiken und deren Härte anging, und sie wusste es. Aber Leander schätzte sie klug genug ein, diesen Umstand still zu genießen und sich nicht in eine vermeintliche Konkurrenzsituation zu begeben. Innogen wusste, dass sie nicht als Ehefrau in Betracht kam aufgrund ihrer Unfruchtbarkeit, denn sonst hätte Leander sie geheiratet und sich einige Mühen erspart.
Als schließlich alles abgeräumt und die Tür geschlossen war, fing Leander an, die Lampen zu löschen. Nur eine kleine Öllampe in der Mitte des Tisches würde Nachts brennen bleiben und so ein rudimentäres Licht zur Orientierung bieten, beim Schlafen aber nicht weiter stören. Gänzlich ohne Lichtquelle bei geschlossener Tür wäre es sonst zu dunkel, und für eine geöffnete Tür war das Jahr zu weit fortgeschritten und das Wetter zu kalt.
Als alle Lampen also außer dieser einen gelöscht waren, begab sich also Leander zu seiner Seite des Zimmers vor sein Bett und zog sich aus. Er wandte Orestilla dabei den Rücken zu, aber seine Bewegungen zeugten von keinerlei Scham. Und er fand auch nicht wirklich etwas dabei. Nacktheit war nichts verwerfliches und kam andauernd vor. Allein schon in den Thermen. Sklaven wurden grundsätzlich nackt verkauft, damit der Käufer sah, was er bekam, und trugen eher in Ausnahmen Kleidung dabei. Im Sommer spielten Kinder nackt in den Straßen. Nacktheit war nichts schambehaftetes. Zumindest für aufgeklärte Menschen wie Leander. Bei seiner Ehefrau war er sich dessen nicht sicher, da diese aus jedem Ding etwas schambehaftetes gemacht hatte. Weshalb er sich von ihr abgewandt auszog, damit sie ihre Privatsphäre hatte und sich nicht von ihm irgendwie belästigt fühlte, während er fein säuberlich seinen Gürtel aufrollte und seine Tunika zusammenfaltete und auf der Kleidertruhe verstaute, ehe er zuletzt die Schuhe ablegte und in sein Bett schlüpfte.
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