RE: Einfach nur weg
Catia hatte leider keine Möhren für das Pferd dabei. Doch als Louarn sie nun so lobte, errötete sie noch mehr, biss sich auf die Lippen und war nun sehr mit der Stute beschäftigt.
In Wirklichkeit schämte sie sich aber ein wenig. Denn der junge Mann hatte sich als freundlich erwiesen, und es tat ihr ehrlich Leid, ihn irgendwie hereinzulegen. Anderseits zögerte sie noch, ihre Maskerade abzulegen. Die hatte sie doch einige Male vor Unangenehmem bewahrt. Schon fuhr ihre Hand zu ihrem Rock, um sich mit einem Zipfel die Stirn sauber zu wischen und sich Louarn so zu präsentieren, da schwang sich der junge Kelte auf sein Pferd und der passende Moment war vorüber.
"Dir geht es besser, den Sulivae sei Dank!", rief Catia zu ihm hoch und freute sich ehrlich. Sie nahm seine Hand, zog sich auf den Pferderücken, setzte sich bequem zurecht und zog ihren Rock über ihre Beine, so dass nur noch die nicht mehr ganz sauberen Waden zu sehen waren. Dann lehnte sie sich an Louarn.
"Eine bezahlte Arbeit, die ich verrichten kann, wäre gut. Denn so langsam gehen mir meine Reisemünzen zur Neige, obwohl ich sparsam gelebt habe", sagte Catia. Je länger sie oben saß, desto mehr spürte sie Louarns Wärme durch ihr Kleid. Sie hatte sich Sorgen gemacht, dass sie wie ein Liebespaar reiten würden, aber jetzt fand sie das sehr schön. Es war ihr, als würde eine große Anspannung von ihr abfallen, und sie kuschelte sich zurecht, während die Stute vor sich hintrottete.
Sie waren eine Weile geritten, als sie Catias ehemalige Reisegruppe einholten. Sie bestand in einem Ochsenwagen, auf dessen Bock ein missmutiger großer Mann und ein jüngerer saßen, ein halbwüchsiger Sohn, der die Ochsen führte und einem Alten, der auf dem Wagen inmitten von allerlei Hausrat thronte. Dahinter gingen zwei Frauen, eine ein strammes und großes Mädchen, die andere vermutlich ihre Mutter, die an Steigungen den Wagen schieben mussten.
Catia sah sie und legte ihre Hand ganz schnell auf die von Louarn: "Da sind sie ja! Wie werden sie staunen, besonders Meduil! Bitte lass uns Hallo sagen und dann weiter reiten"
Als sie den Hufschlag vernahmen, drehten sich die Frauen um. Ihre Verblüffung war groß, als sie Catia erkannten und noch mehr, als sie Louarn ansichtig wurden, der für sie wie ein Adliger aussah und ein Pferd ritt. Und die arme Catia saß vor ihm auf diesem Pferd.
In ihren Gesichtern war Neid zu lesen: "Catia! Wo kommst du her? Und wer ist der ansehnliche Bursche? Kaum lässt man sie alleine im Wald zurück, kreuzt sie mit einem Reitersmann hoch zu Ross auf. Kaum zu glauben!"
Catia winkte fröhlich von oben herab:
"Wir sehen uns in Iscalis wieder. Da sind die Straßen angeblich mit Silber gepflastert. Euch noch ein guter Weg und gute Reise!", rief sie.
Kaum waren sie aber außer Sichtweite, gestand sie: "Sie waren nicht meine Freunde. Sie haben mich nur mitgenommen, weil ich sie von hinten bis vorne bedient habe und weil sie mich ausspotten konnten. Jetzt zerbrechen sie sich ihre hübschen Köpfchen darüber, wie ich denn an dich geraten bin", sie zuckte die Schultern:
"Wenn wir anhalten, muss ich dir etwas sagen. Aber erst dann"
Wieder schmiegte sie sich an Louarns Brust und schwieg. Ihr Kopf passte genau in die kleine Vertiefung zwischen seiner Schulter und seinem Arm, als wäre er dafür gemacht. Der Ritt war so schön. Plötzlich wollte Catia gar nie mehr anhalten, sondern nur so mit Louarn reiten, immer weiter.
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